Insgesamt ist meine bei Komoot individuell zusammengeklickte Route durch Leipzig 50 km lang. Drei Etappen wurden daraus.
Nicht nur die historische Innenstadt ist ja interessant, sondern auch die Stadtteile drumherum, wie Rosenthal, Altlindenau, Plagwitz, die Elster, die großen, auch zentrumsnahen Parks, aber auch Neues und Altes Rathaus, die vielen Höfe und die Nikolaikirche, Augustusplatz und die Oper, die Alte Messe, das Buchviertel, das Völkerschlachtdenkmal und die Russische Gedächtniskirche, der Südfriedhof und die Kirchenruine in Wachau. So vieles, so anders als Berlin.
Nachdem mich Teil 1 in den Westen der Stadt führte, nahm ich die Spur wieder ab Hauptbahnhof auf – Richtung Süden. Es wurden wie bei der ersten Etappe wieder 20 Kilometer – bis zum Bahnhof Markkleeberg. Hier fährt glücklicherweise eine S-Bahn direkt durch bis Falkenberg, wo nur ein Umstieg dann nach Berlin führt.
Meine Wanderung durch Leipzig – Teil 2
Auf den Spuren von Musik und Geschichte
Der zweite Teil meiner Wanderung durch Leipzig begann wieder am Hauptbahnhof, am Seitenausgang Ost, und führte mich zunächst zum beeindruckenden Opernhaus, einem der zahlreichen Wahrzeichen der Stadt, das 1960 wiedereröffnet wurde und für seine erstklassigen Opern- und Ballettaufführungen bekannt ist.
Am Augustusplatz, dem größten Stadtplatz Leipzigs, fällt besonders der historische Mendebrunnen, der an den Leipziger Stadtbaumeister Johann Carl Friedrich Dauthe erinnert.
Dahinter das imposante Gewandhaus, Heimat des weltberühmten Gewandhausorchesters, das seit seiner Gründung 1743 eine zentrale Rolle im Leipziger Musikleben spielt.
Als neuer Bau an alter Stelle wurde das Konzerthaus 1981 eingeweiht.
Weiter ging es vorbei an der Ringbebauung, einem Beispiel des sozialistischen Klassizismus, der in den 1950er Jahren entstand, um den zerstörten Stadtkern wiederaufzubauen.
Anschließend führte die Route am ehemaligen Wohnhaus von Felix Mendelssohn Bartholdy vorbei, das heute ein Museum und einen schönen Garten als Gedenkstätte beherbergt und an das Leben und Wirken des berühmten Komponisten erinnert.
In der Remise: ein wunderbar gestalteter Ehrenraum für “Die unbekannte Schöne”, die später dann doch noch Mendelssohns Frau wurde.
Auf dem Johannisplatz stand ich vor dem montags geschlossenen GRASSI Museum für Angewandte Kunst, das in einem ehemaligen Krankenhaus untergebracht ist und eine beeindruckende Sammlung von Kunsthandwerk und Designobjekten präsentiert.
Der Weg führte weiter durch das Bücher- und Druckviertel, vorbei an der traditionsreichen Gutenbergschule, die seit dem 19. Jahrhundert eine wichtige Ausbildungsstätte für Buchhändler und Drucker ist, und in den Friedenspark.
Hier gab es Entspannung im sehr gepflegten Duft- und Tastgarten, gegenüber der Apothekergarten mit einer Vielfalt an Heil- und Nutzpflanzen gehört zum Botanischen Garten.
Die Russische Gedächtniskirche, ein Mahnmal für die Gefallenen der Völkerschlacht von 1813, beeindruckt durch ihre Architektur und Geschichte. Sie wurde 1913 zum 100. Jahrestag der Schlacht eingeweiht und erinnert an die russischen Soldaten, die in der Schlacht gegen Napoleon kämpften. Anschließend besuchte ich die Deutsche Nationalbibliothek, ein Schatzhaus deutscher Literatur und Kultur, deren Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen.
Vorbei an der Alten Messe, die von 1895 bis 1996 das Messegelände Leipzigs war und in einem Hauptgebäude als Stadtarchiv genutzt wird, wanderte ich zum Völkerschlachtdenkmal, einem monumentalen Bauwerk, das an die berühmte Schlacht erinnert, in der 1813 die Truppen Napoleons besiegt wurden.
Nach einem Rundgang über den Südfriedhof, der 1879 eröffnet wurde und mit seiner beeindruckenden Kapelle und dem Gedenkort für die Opfer des Faschismus berührt. Es gibt ein “geprüftes” Krematorium, gut zu wissen. Gleich darunter ein Kolumbarium – die Urnen machen eine kurze letzte Reise.
Durch Kleingartenanlage mit sehr unterschiedlich gepflegten Grundstücken – mal super geblümt, mal sehr heruntergekommen, am Buntspechtweg – ging es auf einem eigentlich veralteten, nicht mehr genutzten und daher verwilderten Teil des “Rund um Leipzig” Wanderweges durch den Park des aufgegebenen alten Krankenhauses Dösen.
Über eine wilde Wiese an der JVA Leipzig entlang wurde es ganz wild. Eine Baustelle am Zaun des Gefängnisses hatte den Wanderweg völlig unbegehbar gemacht. Über eine wacklige Holzlatte balanzierte ich über den Leinegraben, schlug mich durch einen Dschungel bis zur Straße durch. Bitte gglfs. auf jeden Fall meine neue, optimierte Komoot Route verwenden!
Der letzte Abschnitt meiner Wanderung führte mich zur Kirchenruine Wachau, einem eindrücklichen Zeugnis der bewegten Geschichte der Region. Die Kirche, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde, sollte ursprünglich dem Braunkohleabbau weichen, wurde jedoch durch Bürgerproteste gerettet und steht heute als Denkmal für den Widerstand gegen die Zerstörung von Kultur und Natur.
Am Markkleeberger See entlang, ein durch Flutung eines ehemaligen Tagebaus entstandenes Naherholungsgebiet, endete die Wanderung am Bahnhof Markkleeberg, von wo es eine S-Bahn-Verbindung nach Falkenberg in Brandenburg gibt, von dort geht es dann nach einem Umstieg direkt über Jüterbog Berlin.
Ein erlebnisreicher Tag voller historischer und kultureller Entdeckungen, der mir die Vielfalt und Schönheit Leipzigs ein weiteres Stück nähergebracht hat.