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Winterwanderung am Müggelsee: Eine Entdeckungstour durch Friedrichshagen und Rahnsdorf
Berlin, im Winter 2024 – Manchmal sind es die unscheinbaren Flecken auf der Landkarte, die die größten Abenteuer verbergen. So war es auch bei meiner jüngsten Wanderung, als ich auf einer Satellitenansicht eine graue Fläche am östlichen Rand von Friedrichshagen entdeckte: das alte Wasserwerk Friedrichshagen.
Das Wasserwerk Friedrichshagen: Ein Stück Berliner Industriegeschichte
Seit 1893 versorgt das Wasserwerk Friedrichshagen Berlin mit Trinkwasser. Damals als modernstes und größtes Wasserwerk Europas in Betrieb genommen, zeugt es noch heute von der Ingenieurskunst vergangener Zeiten. Das weitläufige Gelände, das das Wasser des Müggelsees durch großflächige Versickerung reinigt, ist umzäunt und wird bewacht – ein Zeugnis der Bedeutung dieser Anlage für die Berliner Wasserversorgung.
Leider ist das Museum des Berliner Zentrums für Industriekultur (bzi), das die Geschichte dieses Industriedenkmals dokumentiert, derzeit wegen Instandsetzungsarbeiten geschlossen. Doch glücklicherweise gibt es auf Youtube einige Videos vom Wasserwerk. So können sie sich dort vorab über das Wasserwerk und deren Geschichte informieren.
Auf den Spuren von Clara Zetkin
Meine Wanderung begann am S-Bahnhof Friedrichshagen. Mit dem Ersatzverkehr, der Tram 61, fuhr ich bis zur Haltestelle „Wasserwerk Friedrichshagen“. Von dort aus folgte ich einem Weg, der westlich am Wasserwerk vorbeiführt. Ein Höhepunkt war der Blick auf die Büste von Clara Zetkin im Garten eines Seniorenheims. Die sozialistisch-kommunistische Politikerin und Frauenrechtlerin hat in Friedrichshagen ihre Spuren hinterlassen.
Einblicke in die Vergangenheit
Durch das winterliche, lichte Blätterdach konnte ich einen Blick auf die über 100 Jahre alten Backsteingebäude des Wasserwerks erhaschen: kleine Pumpenhäuser und große Rieselergebäude, die von der langen Geschichte dieses Ortes zeugen. An der Rahnsdorfer Straße, neben einer Kleingartenanlage, bot sich einer der besten Einblicke in das Innere des Wasserwerks.
Entlang des Müggelseedamms
Der gepflasterte Müggelseedamm führte mich weiter entlang des Nordufers des Müggelsees. Hier reihen sich prächtige Villen aneinander, deren Wassergrundstücke leider keinen öffentlichen Spazierweg bieten. Der Damm selbst trennt das Wasserwerk vom See. Auf der Seeseite befinden sich die alten Schöpfmaschinenhäuser, während auf der gegenüberliegenden Seite die riesigen Rieselergebäude aufragen.
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Ein weiteres Highlight meiner Wanderung war das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Hier forschen Wissenschaftler an der Ökologie von Gewässern und der nachhaltigen Binnenfischerei. Auf dem Freigelände des Instituts konnte ich verschiedene Versuchsanlagen sehen, die im Winter zwar ruhten, aber dennoch einen Einblick in die Arbeit der Forscher boten.
Am Ufer des Müggelsees
Vom IGB aus folgte ich dem „RuM“, dem Wanderweg rund um den Müggelsee. Am „Surferstrand“ erreichte ich endlich das Ufer und genoss den Blick über den vereisten See bis hin zu den Müggelbergen. Der offizielle Wanderweg führte etwas oberhalb entlang, doch ich entschied mich für den naturnahen Uferweg, der im Winter besonders reizvoll war.
Vom FKK-Strand zum Strandbad Müggelsee
Mein Weg führte mich weiter am Jugenddorf am Müggelsee vorbei zum FKK-Strand Rahnsdorf. Hier konnte man sogar im Winter Beachvolleyball spielen. Gleich nebenan befindet sich das berühmte Strandbad Müggelsee, dessen Gebäude sich derzeit im Umbau befinden. Trotzdem war der Strand frei zugänglich und es gab sogar eine provisorische Versorgung durch einen Container.
Das Strandbad Müggelsee: Ein Ort mit Geschichte
Das Strandbad Müggelsee wurde 1929 eröffnet und war in den 1930er Jahren ein beliebter Treffpunkt der Berliner High Society. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zu einem Erholungsort für die Ost-Berliner Bevölkerung. In den 1990er Jahren wurde das Bad umfassend saniert, doch seit einigen Jahren ist es wieder eine Baustelle. Die denkmalgerechte Sanierung zieht sich hin, doch die Containerlösung ermöglicht den Zugang in der Zeit.
Wassersport und Gastlichkeit
Weiter ging es zu einer kleinen Wassersportanlage, die vom CSCM e. V. betrieben wird. Hier gibt es eine Surf- und Segelschule. Gleich nebenan lockte das gemütliche Restaurant „Fisch-Borke“ mit Biergartenatmosphäre. Einheimische wissen diese Adresse zu schätzen, denn das Restaurant war am Sonntagmittag gut besucht.
Rahnsdorf und das Fredersdorfer Mühlenfließ
Meine Wanderung führte mich weiter durch Rahnsdorf, vorbei am alten Forsthaus und über die Brücke des Fredersdorfer Mühlenfließes. Hier gab es einst Wassermühlen, doch heute ist davon nichts mehr zu sehen.
Rückweg und Fazit
Nach einer kurzen Wartezeit auf den Ersatzverkehr der Tram 61 machte ich mich auf den Rückweg. Am Wasserwerk vorbei kehrte ich zum S-Bahnhof Friedrichshagen zurück, wo ich in einer Galerie noch einige alte Motive des Ortes entdeckte.
Diese Winterwanderung am Müggelsee war eine Entdeckungstour durch die Geschichte und Natur von Friedrichshagen und Rahnsdorf. Trotz der vielen Zäune und Baustellen konnte ich die Schönheit der Landschaft und die Spuren der Vergangenheit genießen. Ein Ausflug, der sich zu jeder Jahreszeit lohnt.