LETZTE ÄNDERUNG am Sonntag 4. Juni 2023 12:41 durch Berlingo
15,9 km Wanderung im Fläming mit dem BURGENWANDERWEG, einer ÜBERRASCHUNG im Keller, KNIRSCHENDEM Metall, MÄRCHENHAFTEN Landschaften, STINKEFISCH to go, VERLASSENEN Gebäuden, einem EINSAMEN Mufflon, der stark beanspruchten PFERDEBRÜCKE, der TERRORTREPPE zur Burg, der KUNST mit VÖGELN zu jagen und den ersten Anzeichen von GESCHWÄTZIGKEIT.
Tag 2, entlang der Plane und Burgenwanderweg
https://www.komoot.de/tour/780902201?ref=wtd
Jetzt folgen die Fotos und die Geschichte dazu:
Überraschung im Keller
Am Morgen wachte ich gut erholt auf und inspizierte den Frühstückskeller, der zu meiner Verwunderung ein echtes Highlight war. Schicke Rundbögen, viele nette kleine Details aus vergangener Zeit und ein üppiges Frühstücksbuffet warteten schon auf mich.
Knirschendes Metall
Frisch gestärkt wanderte ich zu Anfang in Richtung Plane. In der Nähe der Werdermühle, gleich hinter der Autobahn, entdeckte ich herrlich verrottete Wehranlagen am Fluss. Ich kämpfte mich durch die Brennnessel ans Ufer, um genauer zu schauen, und ein Stück bin ich sogar rauf gegangen, aber dann fing es ein wenig an zu knirschen und ich verließ die Anlage wieder.
Märchenhafte Landschaften
Die Plane ist ein Flüsschen, das sich romantisch schlängelnd durch die Landschaft zieht. Am Rabensteiner Ortseingang zog das Plätschern des Flusses meine Aufmerksamkeit auf sich. Hier steht eine alte Mühle, ein ohne Mühlrad.
Die Plane ist ein ca. 61 km langer Nebenfluss der Havel, der sich seicht schlängelnd durch eine Landschaft zieht. Die märchenhaften Landschaften mit vielen Mooranteilen bereiten mir immer ein besonderes Vergnügen. Und etwas Glück hatte ich auch, denn die Mücken waren noch nicht geschlüpft. 🙃
Stinkefisch to go?
Ich kam am Forellenhof vorbei und erkundete die Anlage. Leider war es noch zu früh für Forelle und so einen stinkigen Fisch wollte ich dann doch lieber nicht mitnehmen. Hier können Angler sich so richtig austoben, es ist für alles gesorgt. Der Teich liegt in einer grünen Oase, um den herum sich schon so einige Angler angefunden hatten. Zu meiner Verwunderung waren auch viele junge Leute dabei, Söhne mit ihren Müttern, oder junge Frauen, die in größeren Trauben zusammenstanden.
Genutzt und Verlassen
Gleich nebenan konnte ich auch einen ehemaligen Lost Place entdecken, der teilweise von Forellenhof genutzt wurde. Schön, wenn die alten Gebäude eine neue Nutzung finden und so der Nachwelt erhalten bleiben.
Ein Stückchen weiter dann ein verlassenes Haus am Ende einer Wiese mit hohem Gras. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Das Tor weit geöffnet, spazierte ich auf das Gelände. Das Haus war aber gut gesichert, und so schaute ich mir die offen stehende Scheune etwas genauer an. Es sah aus, als wenn der Besitzer noch nicht lange aufgegeben hat, alles war sehr aufgeräumt und ordentlich.
Burgenstempelei
In Rabenstein angekommen erblickte ich eine Feldsteinkirche, wie es viele in dieser Gegend gibt. Aber alle sind Innen sehr unterschiedlich gestaltet und so war ich gespannt was mich hinter dieser Tür erwartete. Diese war eher schlicht gehalten, der kräftig blaue Himmel im Hintergrund des Altars hat mir sehr gut gefallen.
Übrigens, viele dieser Kirchen sind offen, manchmal war sogar ein Stempel vor Ort, ich hatte nur kein Papier geschweige denn einen Pilgerpass dabei, worauf ich stempeln hätte können. Kurz entschlossen stempelte ich einen Flyer, den ich dann mitnahm.
Burgenwanderweg
Der Fläming verfügt über eine große Anzahl von Burgen, die immer wieder zerstört und wieder aufgebaut wurden. Im Burgenwanderweg sind einige der interessantesten Burgen miteinander verknüpft, Burg Eisenhardt, Burg Rabenstein, Schloss Wiesenburg und die Bischofsresidenz Ziesar.
Die Burgen sind willkommene Stationen durch eine labyrinthartig verzweigte Landschaft mit schönen Feldsteinkirchen in kleinen fein herausgeputzten Dörfern. Der Burgenwanderweg erhielt 2010 das Zertifikat „Qualitätsweg wanderbares Deutschland“.
Das einsame Mufflon
Am Mufflon Gehege war leider gar nichts los. Ein einziges Tier lugte aus dem Häuschen heraus und drehte sich gelangweilt um, als ich vorbei schritt. Der Dorfteich gleich nebenan war kaum zu erkennen, denn hier hatte sich viel Schilf breit gemacht, doch die schicken Holzbänke ließen mich doch einen Moment verweilen.
Pferdebrücke
Hinter Rabenstein überquerte ich die Pferdebrücke, die eine der ältesten Furten in diesem Sumpfgebiet ist. Die schwerste Last ihrer Geschichte hatte diese Brücke bis 1989 durch die Nutzung von militärischem Gerät auszustehen. Sie war Verbindung zwischen den Übungsplätzen Jüterbog und Altengrabow.
Ich ging auf den sich schlängelnden Wegen weiter, passierte eine Wetterstation und erfreute mich an der herrlich duftenden grünen Hölle, in der ich mich befand. Mir war leicht und unbeschwert zumute, alles fiel von mir ab und ich war einfach nur glücklich.
Kirchschwätzchen
Es folgte die Dorfkirche in Raben, natürlich auch Feldstein und wunderschön bemalt. Im Inneren traf ich zwei Wanderinnen und wir schwatzten eine Weile. Anschließend machte ich einen Rundgang durch das Dorf, da ich erfahren hatte, das die Gastronomie auf Burg Rabenstein nur am Wochenende geöffnet ist.
Futtern wie bei Muttern
Was zu essen zu bekommen ist in dieser Gegend wirklich nicht so einfach und so verschob ich den Aufstieg zur Burg ein wenig und futterte erst einmal im Garten des Gasthauses Hämmerling. Das Essen, Gulasch mit Rotkohl und Kartoffeln schmeckte sehr gut und auch das Bier war lecker. Ach, und die beiden Damen traf ich auch wieder. 😂
Treppenterror
Mit vollem Magen machte ich mich dann auf, die Burg Rabenstein zu erklimmen. Erst war die Landschaft nur leicht hügelig aber dann stand ich plötzlich vor einer langen Holztreppe. Der Magen machte mir ein wenig zu schaffen, aber nach einer Weile hatte ich den Aufstieg geschafft und stand schnaufend und glücklich am oberen Ende.
Die Burg wurde zwischen 1209 und 1212 erbaut und sollte die Landstraße zwischen den Städten Wittenberg und Brandenburg an der Havel schützen. Nach vielen kriegerischen Auseinandersetzungen wurde sie 1815 Preußen zugeschlagen, es entstand ein forstwirtschaftlicher Betrieb, denn militärische hatte sie keine Bedeutung mehr. Um 1920 wegen Baufälligkeit gesperrt, wurden nach einer Bodenreform eine Forstschule und eine Jugendherberge eröffnet. Heute ist die Gemeinde Rabenstein/Fläming Besitzer des Anwesens. Es ist wunderschön saniert und wieder zu bewundern.
Die Kunst, mit Vögeln zu jagen
Auf dem Burgvorhof sah ich keine Menschenseele. Ich spazierte über den Burghof und suchte einen anderen Weg nach unten. Dabei kam ich an einer Falknerei vorbei, die gerade geschlossen wurde. Bei einem kleinen Schwatz mit dem Falkner erfuhr ich, dass dieser Turm damals von den DDR-Soldaten genutzt wurde.
Da das Falkner Handwerk zu Zeiten des Burgbaus in voller Blüte stand und eher als „Kunst, mit Vögeln zu jagen“ gesehen wurde, war es den heutigen Betreibern der Burg wichtig über die Geschichte der Falknerei zu informieren. Es ist sozusagen ein Stück lebendiges Mittelalter entstanden. Hier kann man Flugvorführungen buchen, sollte aber vorbestellen.
Burgenbus
Nachdem ich von dem 159 m hohen Hagelberg wieder abgestiegen war, betrachtete ich noch den großzügigen Spielplatz am Fuße, besuchte kurz das Kulturzentrum und ließ mich dann von dem letzten Burgenbus wieder nach Bad Belzig fahren.
Der Burgenbus hat mir echt gut gefallen, denn morgen wollte ich genau an dieser Stelle wieder ansetzen und bis nach Wiesenburg weiterwandern. Da der Burgenbus nur in eine Richtung fährt, und auch nur 5-mal am Tag, musste ich eine 40 Minuten Runde machen. Aber schlimm war das nicht, denn ich hatte den Bus ganz für mich alleine und hielt einen netten Schwatz mit dem Busfahrer.
Schamlos voll gequatscht
Überhaupt hatte ich heute wirklich einen leicht geschwätzigen Tag. 😂😂😂 Schon morgens sprach ich meine Eindrücke auf eine App, was mir das Eintauchen in die Geschichte beim Schreiben etwas erleichtert, und jeder, der mir heute begegnete, wurde schamlos voll gequatscht. Macht sich das allein wandern etwa jetzt schon bemerkbar? Ich merke das mir der Austausch mit anderen über die Erlebnisse fehlt.
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