Gestern, am Samstag, dem 2. September 2023, hab ich die große Abschiedsparty für das Terminal 5 des BER (früher SXF) zum Anlass genommen, mal wieder eine kleine Radtour an den Stadtrand zu machen. Also ging es wieder einmal nach Schönefeld …
Dunkle Wolken über dem Terminal 5 – Klick zum Cloud Album
Dabei führte meine Route zu Beginn und auf dem Rückweg auch am THF vorbei, dem alten Flughafengebäude Tempelhof mit seinem heutigen Freizeit- und Erholungspark „Tempelhofer Feld“.
Eine Radroute führt direkt am riesigen, historischen Flughafengebäude entlang. Es gab Sonderabfertigungsterminals bereits in den 60er Jahren. Und dann gibt es noch die unterirdischen Bauteile mit mehreren Etagen. Bei thematischen, also verschiedenen Führungen kann man sich im Innern umschauen.
Ein Kurz-Trip mit dem Bio-Rad. Nach dem Abfahren von Elbe, Saale, Spree und Havel stand noch die Unstrut auf dem Zettel. Der Nebenfluss der Saale hat einen „eigenen“ Radweg. Vom Hörensagen soll es eine wirklich tolle Route sein. Wenn auch mit gut nur 200 km etwas kurz.
Mehrfach prokrastiniert, ging es dann bei einem angekündigten Schönwetterfenster am Mittwoch, den 23. August 2023 los. In vier Tagen – einschließlich eines „Kur-Tages in der Mittelalterstadt Bad Langensalza – und nach drei Etappen war die Ausritt an der Unstrut Mündung in die Saale bei Naumburg schon beendet.
Wieder viel Neues gesehen. Die große ostdeutsche Eisenhüttenstadt war für mich bisher immer noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Nun nicht mehr. Ich war ganz geblendet von der weißen Pracht 😆.
Ein genauer Blick auf die herausgeputzte Planstadt lohnt sich also. Und im DDR Museum „Utopie und Alltag“ in der ehemaligen Groß-Krippe, erfährst du noch viel mehr über das verschwundene Land, das sich hier auf einer Etage eingedampft in einer Dauerausstellung präsentiert. Ich lebte nicht in der DDR, sondern auf der Westinsel Berlin, wo damals in jeder Richtung Osten war.
Die 5 km vom Bahnhof Bernau mit dem Bus 894 (Richtung Wandlitz). Wanderung rund auf dem Bauhaus Welterbe Areal, anschließend gebuchte Führung. Man kommt sonst nicht in die Gebäude. Und das auch nur am Wochenende.
Es bleibt Zeit für eine Wanderung 18 km durch den Barnim. An den gesprengten Hochbunkern des Lagers „Koralle“ (Deckname) vorbei, an einem WW-II-Hochsicherheits-Areal mitten im Wald, am Hellsee vorbei, Hellmühle, durch das Biesenthaler Becken nach Biesenthal Bahnhof.
Erst in der Nachbereitung dieses Wanderprojektes offenbart sich so richtig: Es war eine Wanderung durch Frieden und Krieg. Genau in dieser Reihenfolge.
Offiziell heißt die neue Version „Kunstwanderweg XR – Entdeckungen in der erweiterten Realität“.
Auch hier auf dem längeren Abschnitt zwischen Wiesenburg und Bad Belzig sind einige XR Kunstwerke platziert, aber auch hier funktionierte das Entdecken wegen unbekannter technischer Probleme leider nicht.
Der 2007 bzw. 2010 eröffnete Kunstwanderweg im Fläming, Nord- und Südroute, hat ein 2023 ein Update erhalten. Sogenannte virtuelle XR Kunstwerke sind an bestimmten Standorten mit dem vorbereiteten Handy zu sehen. Und nur mit dem Handy.
Ein wunderbarer Sommertag im Lausitzer Seenland. Man kann immer wieder neues entdecken, wie das Schloss in Senftenberg und den Rostigen Nagel mit Aufstieg und Aussicht, die sich langsam belebenden Seen.
Alle Fotos von gestern, weitgehend ausgewählt, sortiert und betextet. Mit Slideshow:
Lange Nacht der Berliner Unterwelten!? Nein, nicht die, sondern die anderen, die verlassenen unterirdischen dunklen Tunnel und Bunker Berlins sind gemeint.
Der Verein gleichen Namens entdeckt und pflegt diese Relikte der Vergangenheit, bewahrt sie vor zerstörerischen Urbexern und macht sie nach Möglichkeit öffentlich. Auch gegen das Vergessen.
Die 3. Lange Nacht der Unterwelten findet statt am Samstag, 24. Juni 2023, von 17 bis 1 Uhr. Der Unterwelten-Verein verkauft ein Ticketheft für 25 Euronen incl. BVG Fahrschein.
Die Einzelführungen, sie nennen es „Touren“, kosten übrigens jeweils 16 bis 19 Euro, Ausstellungen 3 oder 6 Euro.
Das Ticketheft abgeholt. Alle Texte zweisprachig. Genaue Objekt-Karten
Update: Es sind noch Tickets erhältlich, allerdings soll es wohl ausverkauft werden. Das verspricht eventuell Andrang und Wartezeiten. Es gibt neben den zweisprachigen Kurztexten zu den Objekten vier Detailkarten mit den Treffpunkten.
Schlecht, Unterwelten e.V.: Wie soll man seine persönliche Tour planen, wenn unbekannt bleibt, wie lange jeweils die Führungen dauern!?!?! Das hätte auf jeden Fall mit in das Ticketheft gehört.
Heute war tatsächlich mehr drin, als erwartet. Am Freitag, dem 2. Juni 2023, hab ich es endlich mal geschafft, den Punkt „Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow besichtigen“ abzuarbeiten.
Niederfinow – Schiffshebewerke alt und neu. Klick zur Großansicht
Rechtzeitig um 12 Uhr gab die durchziehende Kaltfront ihre blaue Rückseite frei. Ich mag blaue oder auch blau-weiße Himmel für Outdoor-Fotografie. Auch wegen der Farbkontraste.
Ab Bahnhof Niederfinow, zwei Kilometer genügsamer Fußmarsch zu den Hebewerken, Zeit für Besichtigung war eingeplant – es wurden mehr als drei Stunden daraus.
Panorama. Auf dem Wanderweg am südlichen Ufer des Oder-Spree-Kanals. – Müsste im Browser „drehbar“ sein
Eine anschließende Mapy-Rundtour von 12 km zwischen dem Oder-Spree-Kanal und dem alte Finowkanal sollte diesen herrlichen Frühsommertag abrunden.
Und so kam es dann auch. Der detaillierte Wanderbericht folgt unten.
Hier sind alle Original-Fotos, sortiert und kommentiert, mit einer kleinen Slideshow:
Vom Bahnhof Niederfinow (RB60 Schienenbus) läuft man 2 Kilometerchen auf einer ruhigen Landstraße Richtung Hebewerke. Dort Einkehrmöglichkeiten, in zwanzig Jahren hat sich alles am Platz sehr schön herausgeputzt.
An den Hebewerken
Erster Anlaufpunkt: Das Infozentrum. Kostenlos. Mit der Kasse für den Besuch der Hebewerke, einer Kaffeemaschine und zahlreichen Ausstellungsstücken, die den Bau des neuen Hebewerkes dokumentieren.
Baubeginn 2008, Eröffnung nach mehrmaligen Terminverschiebungen: 2022. Mehr Doku-Material über beide Hebewerke hält die Touristen-Info im Museum „Krafthaus“ bereit.
Eine sehr gute Empfehlung ist die 50-seitige Broschüre aus dem September 2022 – aus der ich gerade meine tollen Kenntnisse schöpfe 😌. Unten steht der Download-Link für dich.
Die Info „Individuelle Besichtigung des historischen Schiffshebewerks“ auf der offiziellen Website (siehe unten) ist missverständlich! Du kannst für 5 Euro auf und an BEIDEN Hebewerken entlang. Ins neue Hebewerk geht nur mit einer Führung, die kostet inklusive Zugang zum Areal 12 Euro. Ich meine, der Mehrpreis lohnt sich. Es gibt weitere Spezialführungen. Wer nix zahlen möchte, guckt von unten, von der Straße aus.
Ein Standard-Führung im neuen Hebewerk dauert ca. 45 Minuten. Auf einer Treppe geht es sechs Stockwerke auf die Führungsebene. Der/die Guide erzählt den zu erwartenden technischen Kram. Beeindruckende sind die vielfältigen Perspektiven rundherum, in die Landschaft und 50 Meter in die Tiefe. Wirklich beeindruckend. Siehe beeindruckendes Fotoalbum oben.
Läuft man alle interessanten Ecke ab, ergibt sich der kuriose Track oben. Diese Kilometer zählen natürlich mit!
Ich hab mich mehr als 3 Stunden dort aufgehalten, inklusive Führung, Schiffe gucken, Krafthaus Museum, Info und Kaffeepause im schattigen, daher sehr angenehmen kleinen Park.
Wandern ins Grüne – weiter geht’s
Niederfinow-Wanderwegweiser. – Groß mit Klick
200 Meter zurück Richtung Bahnhof steht der Wanderwegweiser. Nicht zu übersehen. Und der Waldweg ist breit. Geht etwas aufwärts, klar, der Kanal ist ja oben.
Wir folgen dem Blauen Balken. Aber nicht ganz. Oben hab ich den Wiesenweg direkt am Ufer gewählt, der die schöneren Aussichten bietet. Siehe Originaltrack unten. Weg ist übrigens auch mit einem Mountainbike machbar.
Die alte Schleusentreppe
Leider befindet sich die alte Schleusentreppe auf der gegenüberliegenden Seite. Einzusehen ist der Oberhafen. Dort wohnt auch eine Schwanenkolonie. Der Lost Place Schleusentreppe ist auch zu Fuß von der Westseite gut erreichbar, siehe Karte. Neuester Zustand dort: mit unbekannt. Aber die Zuwegung hoch von den Schleusen über die Landstraße L29 war im Jahr 2017 übel. Kein Weg hier, man kann sich gut überfahren lassen. Keine Empfehlung.
2017. Mit guter Wanderkarte erreicht: Die Ruinen der alten Schleusentreppe nördlich des Kanals
Zurück auf den Blauen Balken
An einer Forschungsstation und den Ruinen eines Lost Place vorbei, geht es zur großen Kanalbrücke.
Mein auf Verdacht erweiterter Weg führte gemäß Karte entlang der Straße, mit 20 Meter Abstand führt dort entlang ein zugewachsener Trampelpfad. Immer am Abgrund einer Eiszeit-Schlucht. Und auf der folgende „Abkürzung“ war ich seit vielen Jahren wohl der erste Wanderer, der das frische Grün und die alten Äste zertrat. Hier wirds auch mit dem MTB schwierig.
Dann biegen wir auf eine breite Pipeline Trasse ein. Erst dachte ich, Gas. Aber nein, die Raffinerie Schwedt betreibt hier eine Rohöl-Leitung. Wieso, warum, woher – keine Ahnung. Aber einmal mehr wird deutlich, welche Naturzerstörung wegen der fossilien Energieträger seit Jahrzehnten allein mit der Verteilung betrieben wird. Achte mal auf die gelben Wegweiser und die Kontrollstationen mitten in der Pampa.
Wir gelangen auf den asphaltierten Radweg namens „Treidelweg“ bzw. „OHR Oder Havel Radweg“. Die Landschaft öffnet sich, tolles Wald-Wiesen-Panorama.
Und der Rundweg führt durch den Niederfinower Ortsteil Stecherschleuse. Hier: kleiner, schöner Campingplatz mit Gastronomie und Pausenplatz.
Man kann wie wir 2017 übrigens auch am Südufer der Finow von Eberswalde kommend auf einem rauen Wiesenweg entlang wandern. Der endet dann aber an der Stecherschleuse als Sackgasse! Und du musst dich dann illegal über den Zaun, über die Schleuse und dich zirkusmäßig ins Freie schwingen. Siehe Foto. Zurück wollten wir auf keinen Fall.
2017. Stecherschleuse. Als Warnung: Nicht nachmachen! – Das Foto ist auch ist eine Erinnerung an den leider inzwischen verstorbenen Paul.
Schöne, ruhige Wohngegend hier. Von der Stecherschleuse ist es nicht mehr weit zum Bahnhof. Über die Hauptstraße, die alte Zugbrücke und dem alten Zollhaus mit dem abstrusen Niederfynow-Land (siehe Fotoalbum) gelangen wir endlich zur Ruhebank, wo wir auf den schicken Schienenbus der NEB um *.33 Uhr warten.
Mein Original Track bei Mapy.cz. Reinzoomen, Karte schieben, Track runterkopieren:
Solltest du den Track nachwandern wollen, frag mich nach den Besonderheiten 🙂
Track Screenshot oben: Es geht nicht nur hin und her, sondern auch rauf und runter bei den Schiffshebewerken. Nicht nur für die Schiffe, die dann auch tatsächlich kamen. Ist sonst nicht viel los dort auf dem Wasser 🫢.
Und hier noch die Bilder unserer 18-km-Wanderung im Herbst 2017 von Eberswalde nach Niederfinow entlang des alten Finowkanals und an der alten Schleusentreppe vorbei: