LETZTE ÄNDERUNG am Sonntag 19. Mai 2024 18:42 durch Berlingo
Mega Hike, 31,6 km durch die einsamen Wälder der Schorfheide vorbei an Bunkern, verlassenen und genutzten Sheltern, einem glasklaren kühlen See und den Überresten von Carinhall.
Busshuttle
Mit dem Zug sind wir bis Hammelspring gefahren. Ralph hatte dann für die Weiterfahrt einen Rufbus bestellt, das private Großraum-Taxi kam dann auch sehr pünktlich. Der fährt dort nach Bedarf – aber nach Fahrplan. Ein Stück vom Bahnhof entfernt warteten wir an der Bushaltestelle. Das war sehr spannend, denn sowas hatte ich noch nie ausprobiert.
Nachdem wir uns in der Wildnis bei Klein Dölln haben aussetzen lassen, gingen wir ein wenig an der Straße entlang und schlugen uns dann in den Wald. Der Pfad war nicht so leicht zu finden, dort schien schon lange niemand mehr entlang gelaufen zu sein.
100 Jahre Gedenken
Nach einer kurzen Weile erspähten wir neben dem Weg ein paar Grabsteine, oh, ein alter Friedhof. Cirka 10 Grabstätten waren noch zu entdecken. Das Besondere an diesem Ort war ein 100 Jahre altes Grab, das augenscheinlich noch heute von einem Angehörigen besucht wurde. Es war mit Tannenzapfen und Blumen des Waldes geschmückt. Was für ein schönes Bild. Gedanken über Vergänglichkeit huschten mir durch den Kopf.
Die Rennstrecke der Scheichs
In dem nun folgenden Waldstück sahen wir viele ungenutzte Shelter, Bunker und Wachhäuschen, die dem Verfall preisgegeben waren.
Von der freundlichen Busfahrerin erfuhren wir , das ein großes Teilstück des stillgelegten Flughafen von Scheichen aufgekauft worden war. Sie errichteten eine private Rennstrecke. Die Sheltern, die sich auf dem Gelände befanden, hatten sie wieder hergerichtet und nutzen sie vielfältig. In einer entdeckten wir eine komplette Autowaschanlage.
Lange hörten wir die Motoren der Rennwagen noch durch den Wald röhren. Menschen haben wir in den anschließenden Wäldern nicht gesehen, aber oft wechselten Rehe hinter uns in andere Waldstücke aus und ein paar Bunker und Wachhäuschen waren auch noch zu entdecken.
Wassernotstand
Langsam gingen unsere Wasservorräte zu Ende. Wir beschlossen zum Hotel am Döllnsee zu wandern, um ein frisches Bier zu trinken. Ich konnte es schon schmecken. 😂
Als wir das Gelände erreichten, standen wir vor verschlossenen Türen, die Enttäuschung war groß, und kein Wasser mehr.
Ralph klingelte am Tor und eine junge Frau machte uns freundlich aber bestimmt darauf aufmerksam, das wir das Gelände nicht betreten dürfen. 😮
Ralph blieb hartnäckig, schilderte unser Situation mit Nachdruck und so durften wir zum Hauptgebäude vorlaufen, wo sie uns mit 2 Wasserflaschen in der Hand und einem Hund erwartete. Wir unterhielten uns eine Weile und füllten auch noch die mitgebrachten Wasserflaschen am Wasseranschluss der Sprenganlage.
Carinhall
Die Busfahrerin erzählte uns auch von der Sprengung von Carinhall. In dem wunderschön gelegenen Anwesen soll Göring unglaubliche Kunstschätze gesammelt haben, über deren Verbleib bis heute nichts bekannt ist. Viele Schatzsucher waren in den letzten Jahrzehnten hier, um danach zu suchen. Ein richtiger Kunstrausch entstand.
Hermann Göring erbaute diesen Waldhof für seine erste Frau Carin in den Jahren 1933/34. Ihr baute er in der Nähe ein Mausoleum. Sie wurde 1934 darin beigesetzt.
In den folgenden Jahren wurde der Hof stätig erweitert und diente nun den Nationalsozialisten zur Präsentation. Hier wurden Staatsgäste bewirtet und geheime Pläne geschmiedet. Die Luxusausstattung der Räume zeugte von der maßlosen Bereicherung und der Gier des Despoten.
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Update 2024. Der Youtube Channel OneEyeBlind war im Mai 2024 im Gelände auf den Spuren von Hermann Göring. Durchaus informativ.
“Carinhall – Hermann Görings Jagddomizil” – Video bei Youtube anschauen!
Unser eigenes Video am Ende dieses Beitrages!
Der Waldhof wurde 1945 durch das Wachpersonal gesprengt. Die rote Armee durchkämmte das Gelände ausgiebig und die Bevölkerung der Gegend versorgte sich mit brauchbarem Material aus den Trümmern.
Auf der Suche nach den Überresten des Göring Landsitzes umrundeten wir den Döllnsee, der umgeben von einem Urwald kaum einen Blick durch die Vegetation zuließ. Wenn man sich vorstellt, das auf diesem Gelände die Elite des Naziregimes auf den Wegen spazierte, in den Wäldern jagte und in den pompösen Gebäuden Politik machte, wird einem ganz schön komisch. 😮
Badespaß
Wir machten eine Pause, futterten und ich nahm ein Bad im erfrischenden glasklaren See, das war wunderschön. Ich liebe es, wenn ich auf Wanderungen an einsamen Seen einmal ins Wasser springen kann. ❤
Von Carinhall waren leider nur noch zerschmetterte Steinhaufen, eine Gedenktafel und ein Findling mit der Aufschrift Carinhall zu entdecken. Außerdem wurde es langsam spät und wir hatten erst ein wenig mehr als die Hälfte des Weges hinter uns gebracht. So blieb nicht viel Zeit in das Dickicht vorzudringen und nach dem Eingangsportal zu suchen. 😢
Mückenalarm
Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt griffen uns die riesigen Mückenschwärme an, die auf solche Leckerbissen wie uns nur gewartet hatten. Ich habe mir bestimmt 50 Stiche eingefangen, … aua, und wie das juckt. Sobald wir auch nur eine Minute stehen blieben fielen sie über uns her. Kurz danach zog ich bei über 25 Grad ne dicke Leggings und ne Jacke an. 😂
Uns fiel auf, das wir nur schnell genug durch den Wald wandern mussten, dann ließen sie uns zum großen Teil in Ruhe und jetzt war ja auch kein Wasser in der Nähe. Zügigen Tempos erreichten wir dann gegen 20 Uhr Joachimsthal.
Ein verdientes Mahl
Dort angekommen, freuten wir uns auf einen kaiserlichen Bahnhof mit Gastronomie. Endlich ein Bier und ein bisschen ausruhen. Wir begaben uns direkt zum Bahnhof, voller Vorfreude und sahen ein unscheinbares Gebäude, keine Gastronomie, kein Bier, nichts zu Essen. Eine Stunde Zeit bis der letzte Zug eintrudelt. 😂
In der Recherche fanden wir heraus, das der wunderschöne Bahnhof erst eine Station weiter zu finden ist, nämlich der Kaiserbahnhof. Als wir später daran vorbeifuhren sahen wir, das der aber auch noch geschlossen war.
Die Lust auf ein Bier und eine Mahlzeit mobilisierten unsere letzten Kräfte und so erspähten wir einen Döner-Imbiss etwa einen halben km entfernt. Auf einer Bank zischten wir ein Bier und inhalierten den Döner. Und dann schnell zurück zum Bahnhof, denn den letzten Zug wollten wir auf keinen Fall verpassen. 😂
Vielen Dank Ralph für die unglaublich spannende und abenteuerliche Route. Ich habe jede Minute genossen. 🥰
Hier findet ihr den Komoot-Track, Filmchen gibt es auch. 😁
https://www.komoot.de/tour/385648057?ref=aso
Und ich wünsch euch viel Spaß beim Nachwandern, aber bitte nehmt genug Wasser mit. 😉
Eure Clara 🎈
Movie und Galerie sind inzwischen auch fertig geworden: