LETZTE ÄNDERUNG am Sonntag 7. April 2024 07:28 durch Berlingo
Nachdem wir Mitte März endlich die Kiezroute durch Lichterfelde West mit den wunderbaren Lilienthal-Burgvillen absolviert haben – der Link zum Bericht mit einem kommentierten Fotoalbum in der Cloud steht hier bereit – stand für Sonntag, den 15. März, eine Reise auf`s Land an. Nach Kloster Neuzelle. Das fiel kurzfristig aus – wegen Nachtfrost. Heute am Karsamstag wird es wärmer sein. Wir holen die Bahnfahrt an die Oder und die Wanderaufgabe nach.
Und hier nun der kleine Bericht vom Ausflug nach Neuzelle an der Oder
Als Fotobericht mit Highlight-Show und einigen 360-Grad Bildern hier
Anreise ohne Auto ist möglich
Am nördlichen Ortsrand befindet sich der Bahnhof, etwa 20 Fuß-Minuten sind es bis zum Kloster. Die Route soll bis in den Süden, in das sehr „bergige“ Wandergebiet Fasanenwald führen. Das Bauernmuseum oben am Berg und einen Aussichtspunkt hebe ich mir für das nächste Mal auf. Ersteres ist geschlossen und die Aussicht ist heute doch sehr durch Saharastaub getrübt.
Auf der Bahnfahrt fällt vor der Einfahrt nach Eisenhüttenstadt dort das große Schwerindustrie-Areal auf. Erstmalige Ausflügler, die hier an der Oder eigentlich nur Natur erwarten, könnten erschreckt sein. Kleine Warnung am Rande.
Schon vom Bahnsteig am Bahnhof Neuzelle fällt der Blick Richtung der alles überragenden Stiftskirche St. Marien.
Der Bahnhof ist eher nur eine Haltestelle. Hier im Abseits wehrt sich die DB gegen Kupferdiebe mit modernen Mitteln, künstlicher DNA!
Auf dem kurzen Fußweg entlang der mäßig befahrenen B112 empfängt den Besucher wirklich kein schönes Entree: das riesige, aber verrottenden Schützenhaus ist nun ein verrammelter Lost Place.
Der Jesus am Kreuz an der Kreuzung weist den Weg ins Zentrum. An der Straße hat ein ein „DÖ-PI“ aufgemacht. Kreativer Name für einen Imbiss. Aber internationale Küche, auf jeden Fall. Und mit großem Parkplatz vor der Tür. Die Außenwerbung wird heute fertiggestellt.
An einem eher wenig beliebten Hotel und einer Gaststätte vorbei biege ich links ab in eine Allee. Diese Allee am Klosterteich mit frischen Bäumchen nennt sich Brauhausplatz und Stiftsplatz und führt direkt auf das Kirchenportal zu.
Auf dem kurzen Weg zwischen der Klosterbrauerei (Besichtigungsinfo und mehr hier) und Klosterklause eine alte, große Christussäule.
Das Klostergelände mit allen historischen Gebäuden ist im Besitz einer landeseigenen, also staatlichen Stiftung. Also finanziell abgesichert. Die Anlagen sind modernisiert, gut erhalten, gut mit Erklärtafeln erklärt. Aber besser studiert man zu Hause in Ruhe das Webportal des Klosters: www.Klosterneuzelle.de. Auch etwas Infomaterial aus dem Info- und Ticketshop lässt sich gut einsammeln.
In der Barockkirche haut es einen um
Die prächtige Außenansicht der spätgotischen Kirche erfuhr ab 1650 eine prachtvolle barocke Umgestaltung nach böhmischem Vorbild – ein künstlerisches und geistiges Gesamtkunstwerk, das die Besucher damals wie heute in ehrfürchtiges Staunen versetzt. Was fast schon wieder als weitere Warnung zu lesen sein könnte.
Die opulente Innenausstattung der Barock-Kirche in Gold und Weiß erschlägt wirklich fast das Auge. Ein Aufsteller im Vorraum warnt etwas anders: „Hier findet jetzt Gottesdienst statt…“ – das stimmt allerdings nur, wenn Gottesdienst stattfindet. Und das ist nicht immer.
Einige 360-Grad-Drehbilder im Cloud-Album versuchen alles zu zeigen.
An hohen kirchlichen Feiertagen ist die Kirche gut besucht – so ist es zu hören.
Heute am Karsamstag ist am Mittag wenig los. Die eine Tür, die hinein und wieder hinaus führt, reicht völlig aus. Man kann Fotos ohne fremde Menschen im Bild machen. Nebenbei gibt es aber die dringende Bitte „Nehmen Sie den Hut ab!“. Gern geschehen. Mach ich eigentlich auch sonst immer.
Bitte die weiteren Drehbilder im Album anklicken und staunen. Ein großer Monitor verstärkt den Eindruck. Im Vorraum der Kirche beeindruckt ein großes Wandgemälde, der kleine Shop ist unbesetzt. Und es gibt Nachwuchs, sechs Kinder dürfen am 12. Mai 2024 zur Erstkommunion antreten. Das wird sicher aufregend.
Über den großen, freien Stiftsplatz eilen zwei Mönche in die Kirche. Die derzeit acht Zisterzienser Mönche wohnen gleich nebenan – zur Miete, provisorisch im katholischen Pfarrhaus!
Die Zisterzensier möchten ihr Priorat gern erweitern, aber es gibt keinen Platz. Daher wurde 8 km weiter im Wald ein ehemaliges Stasi-Grundstück gekauft, und ein Bauernhof zum Wohnen an der Baustelle, es soll ein neues großes Kloster entstehen. Fühlt sich an, wie nach 1817 einer zweiten Vertreibung aus Neuzelle. Die ganze Geschichte liest du besser hier aus erster Hand: www.ZisterzienserKloster-Neuzelle.de
Wer ist hier wem nicht grün?
Es ist schon sehr, sehr merkwürdig: das Webportal der besitzenden staatlichen Stiftung verliert kein Wörtchen über das kirchliche Leben des Klosters. Es gibt nicht einmal einen Link zur Webseite der Mönche. Wo es unter anderem heißt:
„… Dem Zisterzienserorden oder der katholischen Kirche gehört davon nichts mehr. Deshalb werden wir noch einmal ganz von vorne anfangen – bauen Sie mit! … spenden Sie für den Klosterneubau im Wald.“
Wie soll die Kirche weiter „bespielt“ werden, reisen die Mönche im SUV an? Und überhaupt, wann sind denn die Gottesdienste, sind sie täglich, wann an den Sonn- und Feiertagen? Ungelöste Rätsel für den unbedarften Besucher.
Das „Himmlische Theater“
Das „Himmlisches Theater“ ist eines von zwei Museen und zeigt einzigartige Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab. Wie ein monumentales, barockes Kulissentheater wird das Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu Christi auf riesigen Leinwänden und Holztafeln bebildert.
15 Szenen in fünf Bühnenbildern illustrieren mitreißend die biblischen Ereignisse. Der Neuzeller Passionszyklus wurde im ehemaligen Kutschstall des Klosters in den „Scheibenberg“ hinein gebaut.
Ich hab eine informative Führung mitgemacht. Ticket 5 Euro, eigentlich kostenlos, man spart das Eintrittsgeld.
Rundumblick im Himmlischen Theater im Fotoalbum.
Das Museum ist modernisiert und klimatisiert, hat Lichteffekte und viele Erläuterungstafeln. Die Tafeln sind uralte, restaurierte Originale. Sie wurden früher von der Seite ins Bühnenbild geschoben, davor agierten die Schauspieler.
Dieses Museum im ehemaligen Kutscherhaus zeigt im Foyer einige weitere historische Objekte. Und erläutert das Museumskonzept. Ein Bildausschnitt auf der ausführlichen Tafel zeigt die Baustelle hinter dem Haus: Berg abgetragen, Museum installiert, Berg wieder draufgepackt. Das war 2011 – 2015. Es gibt ein zweites Museum im Kreuzgang gegenüber am Stiftsplatz. Ohne mich.
Auch ich konnte den ausführlichen Erläuterungen des Referenten nicht ganz folgen. Nebenbei noch die Erklärtafeln des Museums lesen … sehr schwierig. Ich schau dann oft gern zu Hause nach….
Mehr: Was ChatGPT-4 zum Himmlischen Theater weiß
Die Kirche wurde enteignet!
Für die Evangelen gibt es nebenan die – ebenfalls barocke – Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz. Bereits im Jahr 1817 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation (seit 1802/03, siehe Wikipedia) aufgelöst und die Pfarrkirche wurde der evangelischen Gemeinde in Neuzelle übergeben. Ich war leider nicht drin.
Stattdessen hatte der barocke Klostergarten mit seinen strengen Geometrien meine Aufmerksamkeit. Heute schirmt Saharastaub die Sonne ab – ein natürlicher Sonnenschutz. Danke dafür.
So richtig grün ist es jetzt Ende März noch nicht. Nur der Rasen strahlt regelrecht, etwas gesteckter Osterschmuck blüht im Rondell. Ich komme im Sommer wieder.
Keine Menschenseele
im Wandergebiet Fasanenwald
Ein schöner Blick zeigt sich vom Südeingang über einen kleinen See zu den schmucken Kirchen. Den nehme ich noch mit – dann geht es los auf die heutige richtige Wanderung.
Vorbei am modernisierten Freibad, das erst wieder im Mai wieder öffnet. Die Gemeinde scheint nicht arm zu sein.
Gleich hinter dem Freibad geht es in das wunderschöne kleine Wandergebiet „Fasanenwald“. Es ist wild fast sich selbst überlassen.
Denn die Säge kommt hier äußerst selten vorbei um die Wanderwege von Hindernissen zu befreien. Daher gibt es hier auch keine Mountainbiker – aber auch keine Wanderer. Das Kloster macht keine Werbung für diesen Ort – obwohl der Laubwald mit seinen verschiedenen Gehölzen vor vielen Jahrhunderten von den Zisterziensermönchen bepflanzt und gepflegt wurde. Eine weitere Merkwürdigkeit der Klosterkommunikation.
Das Portal Reiseland Brandenburg meint dazu: „Nur wenige Meter vom Kloster entfernt befindet sich dieses kleine Landschaftsschutzgebiet. Der Laubwald wurde vor vielen Jahrhunderten von den Zisterziensermönchen mit verschiedenen Gehölzen bepflanzt und gepflegt. Zu den tischebenen Auen bildet er einen starken Kontrast und lässt den Eindruck erwecken, dass man sich im Mittelgebirge befindet. Das kleine Wäldchen ist zu allen Jahreszeiten ein beliebtes Ziel für Erholungssuchende.“
Ich hab keine Menschenseele gesehen. Fasane oder andere Tiere auch nicht. Allein der Blumenteppich – Scharbockskraut u.a. – erfreute etwas das Auge. Und dieser Aussichtsplatz Richtung Odertal bietet nicht wirklich schöne Aussichten, dürfte im Sommer völlig zugewachsen sein.
Und Du solltest unbedingt hier im Fasanenwald ein präzises Wanderkarten-Navi benutzen, sonst ist verlaufen garantiert. Wegweiser sind selten, manche Abzweigungen hinter „Windwurf“ von Bäumen verborgen. Die Tafeln mit den drei angebotenen Rundtouren helfen nicht wirklich.
Ein Hohlweg führt direkt die 50 m Unterschied hoch zur Straße und zum schnellen Rückweg nach Neuzelle.
An der Fasanenwald-Grundschule komme ich noch an der Osthasenschule vorbei, blicke etwas traurig auf den vernachlässigten Festplatz und gelange schnell an der „Dorche“ entlang – sie speist den Klosterteich und verläuft anschließend zivilisiert durch den Klostergarten – zurück zur Klosterklause. Die Klause läuft offensichtlich ganz gut, das Serviceteam ist ziemlich groß. „Bar oder mit Karte? Brauchen Sie einen Beleg?“. Nee, geht auch schön bar. Das Kloster-Pils und Schwarzbier schmeckt gut. Auch die Kartoffelsuppe ist lecker.
Zum Abschluss ein Tipp: Das Kloster ist stolz auf seine neue „Web-App“ und verspricht einen virtuellen Rundgang im Browser, zu starten auf der Seite App.KlosterNeuzelle.de. Eventuell „Handy drehen!“ 😂
Unterwegs gewesen
Das Fotoalbum hier in der Cloud ist inzwischen sortiert und betextet: Photos.App.Goo.gl/BEnCvbjigr6TxHH29
Und hier sollte es entlang gehen:
Route Wanderung Neuzelle, 13,1 km • 3:57 Std.
Mapy.cz/s/nacupeseku
6 Stunden später… well done this:
Auf knapp 10 km abgekürzter Track mit Fotos bei Strava.app.link/Q7jeiPxvoIb
Die Kloster Fans waren heute nicht übermäßig zahlreich. Beliebt an diesem ersten schönen, warmen Tag der Saison waren Biergarten und Klostergarten.
Das Grün hält sich immer noch sehr zurück. In überraschend tatsächlich sehr bergigen Fasanenbergen hatten Waldblumenteppiche die Oberhand. Das war schön.
Gerade Wifi im ODEG und der DB Regio entdeckt. D macht einen großen Schritt in die Gegenwart 😄.
Kloster Neuzelle
Schon einige Mal durch Neuzelle mit dem Rad durchgefahren, aber dann ist immer wenig geruhsame Zeit für die Details. Und am Sonntag dürfte es dort in dem barocken Hochglanz hoffentlich noch nicht allzu hektisch sein – das wird wohl erst Ostern passieren.
Nach Kloster Neuzelle an der Oder (Landkreis Oder Spree)
Dafür laufen die Vorbereitungen.
- Ausflug mit der Bahn und dem D-Ticket nach Kloster Neuzelle an der Oder. Geplante Mapy Route: de.mapy.cz/s/felorobozu
Mit Fotos und etwas anders verlaufend bei Komoot: www.Komoot.com/de-de/tour/1470617437
Wie hinkommen?
Die VBB App empfiehlt eine stündliche Verbindung mit dem RE1 nach Frankfurt/Oder – wenn es gut läuft, steigt man am gleichen Bahnsteig von Gleis 9 ankommend in die wartende RB43, die fünf Minuten später abfährt und in 25 Minuten in Neuzelle einfährt.
Vielen Dank einmal mehr an die rührigen Komoot-Aktiven, die immer die Inhalte beisteuern. Allerdings – so grün-bunt wie auf den User-Fotos ist es jetzt im März sicher noch nicht:
Zur Komoot Tour (leicht abgeändert)
www.Komoot.com/de-de/tour/1470617437
Mapy.cz dagegen ist immer eine gute Alternative, hier gibt es die besten Wanderkarten. Unser Plan:
