Jugendclub Extrem Ausstellung - Collage

Ausstellung: Lugau und sein DDR-Jugendklub EXTREM waren magisch

LETZTE ÄNDERUNG am Mittwoch 12. Juni 2024 14:25 durch Berlingo


Wir waren am 23. Mai 2024 spontan geplant unterwegs nach Doberlug-Kirchhain (und Lugau nebenan). Dort haben Klubgründer Alexander Kühne und die Fotografen Frank Kiesewetter und  Henri Manigk sowie weitere Klubmitglieder und  eine tolle Ausstellung unterm Dach des Schlossmuseum aufgebaut – die da heißt:

“Die große Welt ist da, wo wir sind – Der Jugendclub Extrem 1984 bis 1994”.

Die Ausstellung läuft vom 17. Mai bis 7. Oktober 2024. Und to Go gibt es einen wunderbaren Bildband zur Geschichte des Clubs und einen Roman des Lugauers und Clubgründers Alexander Kühne.

Ich habe mit Erlaubnis des Museums einige “Fotokopien” gemacht. Zum Dank verbunden mit einer eindringlichen Besuchsempfehlung. Die Bilder sind hier betextet in diesem Fotoalbum in meiner Cloud zu sehen:

Jugendclub Extrem Ausstellung - Collage
Jugendclub Extrem Ausstellung – Click zum Fotoalbum u. a. mit einer Großansicht dieser Collage

Photos.app.goo.gl/BopXicTZgfJSzTQz5

Ein kleiner Ausstellungsbericht folgt hier ..

Besuch einer Ausstellung. Mit Erinnerungen des Clubgründers Alexander Kühne und der Fotografen Frank Kiesewetter und Henri Manigk an eine wilde Zeit in einem Dorf in der Niederlausitz vor und nach der Wende, genauer von 1984 bis 1994.

Ich empfehle ausdrücklich den schönen Bildband / Katalog zur Ausstellung mit dem Titel “Der Jugendklub extrem – Die Welt ist da, wo wir sind” sowie den autobiografischen Roman “Düsterbusch City Lights” von Alexander Kühne und danke für die Erlaubnis des Museums für’s Fotografieren ohne Blitz.

In Doberlug

Das ganze historische Areal in Doberlug mit Schloss, Zisterzienser Kirche, Reste eines ehemaligen Kloster und einer Klosterschänke wurde aufwändig restauriert und ist insgesamt allemal besuchenswert. Die wenigen Highlights im Ort muss man allerdings etwas mühsam suchen. Es gibt aber eine stumme Stadtführung am Wegesrand.

Das Museum Schloss Doberlug widmet mit die Sonderausstellung “Die große Welt ist da, wo wir sind” dem verschwundenen Jugendclub Extrem, der von Lugau aus in den Jahren 1984–1994 landesweit Furore machte. Die Ausstellung unterm Schlossdach ist noch bis zum 7. Oktober 2024 terminiert.

Das Museum Schloss Doberlug bietet für das moderate Eintrittsgeld von 8 Euronen primär auch ständige und anderen wechselnde Ausstellungen an. “Vom Feinsten” und die Naturparkausstellung sahen wir und waren beeindruckt.
Dann ging es eine zweite Treppe hoch unter das Dach.

Lugau unterm Dach

Wir lernten gleich zu Beginn. Wie Lugau ein magischer Ort wurde.

Auf der linken Seite schützt ein Bauzaun vor einer improvisierten Bühne die wertvollen, konservierten Outfits, die für verschiedene Shows von der Mode-Gruppe “Schräg-Schnitt” geschneidert wurden.

“Jenseits von Jeans und Parka”: Die Geschichte von “Schräg-Schnitt” schrieb Gabriele Schindler auf, sie ist auf einer der vielen Texttafeln gut zu lesen.

In einer Vitrine – Devotionalien aus der Jugendclubarbeit als Erinnerungsstücke: die Kasse, Flyer, Sticker, Stempel, Kassenbuch, Eintrittskarten, Schlüssel, Behördenkorrespondenz, Programmzettel und eine Flasche Goldkrone 😅…

En detail besonders interessant liest sich die ausführliche original Bühnenanweisung für “Depp Jones”, das war die Band mit dem Untertitel “Ärzte danach” von Bela B. 1990 rockten sie den “Kohlenpott” in Doberlug-Kirchhain.

Eine Vitrine mit Details ohne Ende. Alle Ausstellungsstücke sind toll beschrieben. So die Geschichte des selbst zusammengeschweißten “Der Graue Stintz”, ein einmalig vergebener Musikpreis für die Extrem Band des Jahres 1988.

In einer weiteren Vitrine Leihgaben von Fotograf Frank Kiesewetter. Practica Kamera, Fototaschen, seine Lederjacke, ein signiertes Foto von Paul Landers, Rammstein.

Wir lernen die alte Schule gegenüber des Jugendklubs hinter dem Friedhof kennen, sie wurde Ersatz-“Konzerthaus”. Fotos zeigen das Konzert der “Beat Godivas” am 12. Mai 1990.

Blick auf den detaillierten Vertrag mit der Kapelle “Feeling B” für einen Gig am 27. Juni 1987. Oh man, wer musste das alles mit der Schreibmaschine tippen?

Feeling B war eine DDR-Punk-Band, die 1983 in Ost-Berlin gegründet wurde. Mehrere Musiker gehören seit der Auflösung Feeling Bs Anfang 1994 der Band Rammstein an.

Zahlreiche, kuriose, teils widersprüchliche (Lob und Tadel)  Textdokumente versetzen den Besucher direkt 30 Jahre zurück. Mindestens.

Leider funktionierte der Touch Screen mit den Videoschnipseln bei unserem Besuch nicht.

Es gab einen aufregenden Ausweichort in der Nähe, nachdem die Russen 1993 abgezogen waren. Die Musik wurde elektronisch. Aber Technoparty haben sich in Lugau nicht mehr durchgesetzt. Die Leute hatten viele andere Konzertangebote.

Auf einer Texttafel: Die Geschichte vom Ende. Auf den Fotos dazu: lange, traurige Gesichter der Clubmitglieder, versammelt um die leere Clubkasse.

Sagenhaft sind extrem langen Listen der EXTREM Chronologie: Zahlen, Daten, Fakten. 10 Jahre von Silvester 1983 bis Silvester 1994. Meine Fotokopien sind beim Reinzoomen durchaus noch lesbar!

Alexander Kühne erzählt, wie alles für ihn anfing: “… Ab 1980, mit sechzehn Jahren, spielte die offizielle DDR in meinem Leben keine Rolle mehr, nur noch als Ballast …”.

Fotos vom exzessiven Spreewald-Clubausflug und vom 10. Geburtstag am 16. August 1994 im Landei Lugau kündigen das Ende an.

Dazwischen Rückblicke wie auf eine Make-up-Show für eine  Themenparty am 4. Mai 1985 in der “Konsumgaststätte” Lugau.

Im Frühjahr 1985 ging die Post ab, es war alles illegal.

Feeling B spielte am 7. März 1987 im legendären Tanzsaal der Konsumgaststätte. Foto: an der Gitarre Paul Landers, heute Rammstein.

Gleich vom Eingang hat der Besucher die Übersicht über den Ausstellungsraum unter dem roh belassenem Schlossdach. Der Raum ist sonst ungenutzt, nicht zugänglich. Man bekommt eine gute  Vorstellung vom Zustand des Schlosses vor seiner Restaurierung.

Im Museums-Foyer sind zwei Bücher zur Ausstellung einsehbar und erhältlich. Besonders der Bildband ist wunderbar gemacht!

Daneben steht Alexander Kühnes Roman “Düsterbusch City Lights”, der erschien bereits 2016 und inspirierte offensichtlich den Dokumentarfilmer. Die Düsterbusch-Romane sind inzwischen für Zweitleser günstig bei Medimops zu schießen! 😀

Die Ausstrahlung der arte-Dokumentation „Lugau City Lights“ im Jahr 2019 (jetzt bei Youtube, siehe unten) hatte die ganze Geschichte noch einmal ins Rollen gebracht. Dafür gab es eine Nominierung für den Deutschen Dokumentarfilmpreis 2020.

Dann fuhren wir natürlich noch drei Kilometer rüber nach Lugau. Um 17 Uhr sollte die Kneipe öffnen – erzählte das Internet. Doch nix war, nur tote Hose – zumindest heute an einem Donnerstag. Nur die großen Werbetafeln geben einen Hinweis, das eventuell mal hier das Leben zuckt:

Das Webportal der Stadt schreibt und übertreibt: “Weit über die Landesgrenzen bekannt wurde Lugau durch die “Rallye Monte Lugau”. Das Schwalben- und Duo-Rennen findet einmal jährlich im Sommer statt. An den Wochenenden trifft sich die Jugend im “Landei” zu Veranstaltungen mit Musikgruppen aus dem In- und Ausland.” – Nun ja, schwer was los hier. Wenn was los ist 🤣. Die nächste erwähnte Rallye steht für den 10. August 2024 im Kalender.

Die kleine Dorfschule in Lugau neben der Kirche war in einer alten Form ein Extrem-“Konzerthaus”. Es wurde längst aufgekauft und ist nun ein Wohnhaus.

Material

Extrem Album - Ausschnitt vergrößern
Extrem Album – Ausschnitt vergrößern

Ein Ausschnitt der Albumfotos – Click für eine Großansicht

Bericht über die Ausstellung und ihre Eröffnung im Stadtportal:
www.Doberlug-Kirchhain.de/../Die-große-Welt-ist-da-wo-wir-sind-Museum-Schloss-Doberlug-widmet-Lugauer-Jugendclub-Extrem-Ausstellung

Extrem Lugau lebt bei Facebook weiter: www.Facebook.com/profile.php?id=100057443260203
Mit Infos für eine mögliche Buchbestellung.

Schloss Doberlug
Schloss Doberlug – Click zum Vergößern

Die Ausstellung ist hier: www.Museumsverbund-LKEE.de/Museumsverbund/Museum-Schloss-Doberlug

Webseite mit feinsten Fotos, so kommen auch die ständigen Ausstellungen daher. Es gibt Museumstage und Schlösserfeste.
Montags geschlossen.

Zum Abschluss finde ich noch diese Youtube Videos mit dem Stichwort “Lugau” – das erste ist die 52-minütige arte/mdr Doku die 2018 die ganze EXTREM Story noch einmal wunderbar aufkochte:

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00steini hat’s eingestellt: “Lugau City Lights – Ein DDR-Dorf schreibt Popgeschichte” (arte Doku, 52 min)


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Ostmusik: “Feeling B – “Artig” mit Paul Landers und Christian “Flake” Lorenz (Keimzelle von Rammstein)”


Was wir noch im Schloss Doberlug sahen

Der Weg hinauf zum Jugendclub unter dem Dach führt geschickt durch die großen Hauptausstellungen.

Aber auch dort sind wir aus dem Staunen herausgekommen. Nicht nur die präsentierten Objekte sind in erstklassigem Zustand, auch ausstellungsdidaktisch wird hier in den ständigen Ausstellungen vorbildlich präsentiert.

Das Museum begrüßt uns freundlich mit dem Hinweis “Fotografieren (ohne) Blitz ausdrücklich erlaubt”. Nun, die privaten Fotos wollen natürlich gezeigt werden. Schau in unser Fotoalbum in der Cloud.

Doberlug Ausstellung "Vom Feinsten"
Doberlug Ausstellung “Vom Feinsten” – Großansicht im Album

“Vom Feinsten. Preußische Adelsschätze in sächsischen Mauern”
Zeugnis europäischer Adelskultur in deutschem Museumsbesitz: Die Sammlung Dohna-Schlobitten.

Viele spektakuläre Objekte verleiten auch den Laien davon Fotokopien mitzunehmen 😀. Hier sind einige von uns.


Museum Doberlug - Naturpark Ausstellung
Museum Doberlug – Naturpark Ausstellung

“erlebnisREICH”
Das moderne Besucherinformationszentrum des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft vermittelt die Naturgeschichte des Landstrichs. Hoch technische Konzeption mit sehr vielen Details, die in die Tiefe gehen. Sicher etwas to much für spontane Zufallsbesucher.

Hier einige Fotos von unserem Besuch dieser Ausstellung.
Man bräuchte mega viel Zeit für alles, die hatten wir leider nicht.


Doberlug Klosterkirche
Doberlug Klosterkirche

Und ein Rundgang in der Evangelischen Klosterkirche St. Marien


Doberlug Hof 14
Doberlug Hof 14

Kleiner Rundgang in Doberlug, Ausflug nach Lugau. Wenige Highlights, wenige Fotos


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