LETZTE ÄNDERUNG am Freitag 26. Mai 2023 13:29 durch Berlingo
Gegen Mittag zog es mich trotz recht trüber Wetteraussichten in den Spandauer Forst. Ich kochte mir Ingwertee und fuhr mit dem Bus bis zum Startpunkt am Oberjägerweg, Bus 136.
- Start: Bushaltestelle Oberjägerweg, Bus 136 von Rathaus Spandau Richtung Hennigsdorf
- Ziel: Bahnhof Falkensee
- 13 km durch den einsamen Spandauer Forst
13 km durch den SPANDAUER FORST auf MAUERWEG und Trampelpfaden, entlang des Nieder Neuendorfer Kanals und durch den EISKELLER nach Falkensee. Mit einem verschwundenen Kanal, vorbei an URZEITLICHEM hinter GITTERN, den ERINNERUNGEN an einen jungen Mann, der an der Grenze erschossen wurde und dem KÄLTESTEN ORT BERLINS.
Es folgen die Fotos und die Story mit Wegbeschreibung und Hintergrundinfos.
Die Wege im Forst waren Laub bedeckt und leicht sandig oder matschig. Außer dem Rascheln unter meinen Füßen und dem Gezeter einiger Vögel war nichts zu hören.
Ich wanderte am Nieder Neuendorfer Kanal entlang, der leicht angefroren war. Hin und wieder nutzte ich den Mauerweg, bevorzugte aber die Trampelpfade durch den Wald.
Durch die Laubschicht, die üppig auf den Wegen lag, war es nicht immer leicht, den Pfad zu finden, aber so ein bisschen Abenteuer hab ich ja ganz gern.
Der verschwundene Kanal
Der Nieder Neuendorfer Kanal wurde 1738 fertiggestellt und fungierte als Verbindung zwischen dem Großen Havelländischen Hauptkanal und dem Havel Kanal. Zum heutigen Zeitpunkt besteht aber keine Verbindung mehr. Ich fand den Anfang des Kanals, der zum Teil zugeschüttet worden war. 1961 hatte die DDR Regierung dies veranlasst, um für zusätzliche Grenzsicherung zu sorgen.
Urzeitliches hinter Gittern
Am Laßzinssee entdeckte ich eine Aussichtsplattform, die einen Blick auf den See ermöglichte, der leider vollständig eingezäunt war.
Ich kraxelte hinauf und die Insta 360 X2 kam zum ersten Mal zum Einsatz. Der See wurde 2013 vollständig eingezäunt, um die Fischfauna zu schützen. Er gehört zu der kleinen Wannseekette, die in der Eiszeit ihren Ursprung hat und ermöglicht den Fischen die Wanderung von See zu See.
Kurz vor Schönwalde betrachtete ich die Denkmäler der Teilung und las die Geschichte von Dietmar Schwitzer, der am 16. Februar 1977 im Kugelhagel verstarb.
Die einsame Entscheidung eines jungen Mannes
Niemand ahnte, was in Dietmar vor sich ging. Der junge Mann hatte gerade seinen Facharbeiterbrief bekommen und zeigte diesen, voller Stolz, seinem Vater. Anschließend stieg er auf sein Moped und fuhr von Magdeburg aus Richtung Berlin, direkt an die Grenze.
Eine ganze Weile sondierte er das stark bewachte Gelände und fasste sich dann ein Herz, um in den Westen durchzubrechen. Er scheiterte an der Sperrmauer und wurde von den Wachtürmen unter Beschuss genommen. 91 Schüsse wurden abgefeuert und drei Kugeln trafen ihn tödlich.
Der kälteste Ort Berlins
Der Wald lichtete sich, es kam ein leichter eisiger Wind auf und mich fröstelte leicht. Es ging in den sprichwörtlichen Eiskeller, einem Ort im Spandauer Forst, an dem es immer etwas kälter ist.
Die drei im Eiskeller liegenden Gehöfte waren zu Mauerzeiten von DDR Gebiet umschlossen und nur durch einen 800 m langen Korridor zu erreichen.
Heute kann man sich im Sommer mit einem Erfrischungsgetränk unter Obstbäumen ausruhen.
Allein im Wald
Obwohl ich auf der gesamten Wanderung nur zwei Menschen begegnete, war mir nie mulmig zumute.
Auf der Suche nach den kleinen Pfaden, die in dieser Jahreszeit durch das viele Laub kaum zu finden waren, stapfte ich durch den Wald.
Ich war so beschäftigt, den Weg in der langsam einsetzenden Dunkelheit zu finden, dass mir erst hinterher bewusst wurde, dass ich allein unterwegs war.
Parallel zum Trampelpfad befindet sich ein breiterer Wanderweg, falls ihr lieber nicht durch den Wald wollt.