Küstrin Kostrzyn - Collage

Wanderung Küstrin Kostrzyn – Die Kaserne, die Brücke, das Fort und der Basar

LETZTE ÄNDERUNG am Montag 12. August 2024 19:58 durch Berlingo


Die Küstrin/Kostrzyn-Wanderung ist absolviert. Nebenbei hab ich die neue Oderbahnbrücke miteröffnet 😊. Hier der Erlebnisaufsatz, ergänzt durch die schönsten und kommentierten Fotos im Cloud-Album.

Mitten in der Woche, am 31. Juli 2024, ging es früh los, die angekündigte Eröffnungsfeier für die neue Oderbrücke gab die Zeit vor. Für die anderen Highlights in Küstrin-Kietz und Kostrzyn gab es keine zeitliche Planung.

Die Fahrt mit dem kurzen Express”-Zug 8:30 Uhr ab Lichtenberg war bequem, wenn auch gut gefüllt – offensichtlich waren auch viele andere auf dem Weg zum gern besuchten “Polenmarkt”, offiziell ist es der “Basar”, um preiswerte Waren zu ergattern.

Denn außer der Festung hat Kostrzyn weiter nicht sooo viel zu bieten – und in der verschwundenen Altstadt in der Festung bin ich kaum Menschen begegnet. Mit einem Fahrrad erreicht man allerdings auch gut die touristisch empfohlenen Orte in der Umgebung.

Es gibt mit dem RB26 der NEB wechselnde Verbindungen – ab Ostkreuz oder Lichtenberg, Fahrzeit 60 oder 90 Minuten. Hier die “Aktuelles-Webseite” mit Fahrplan und Störungsmeldungen.


Küstrin Kostrzyn - Collage
Küstrin Kostrzyn – Collage. Click zum Cloud Album

Die großen Original-Fotos und Videoclips sind hier: Photos.App.Goo.gl/ynUs211CbrN6d1p27


Erst einmal ein Lost Place

Mein erstes Ziel war aber ein anderes und ein eher ungewöhnliches: eine alte, längst aufgegebene Infanteriekaserne in Küstrin-Kietz.

Das Hauptgebäude dort war sehr gut gesichert, aber ein Nebengebäude bot einen kurzen Einblick in diesen Lost Place. Die Atmosphäre war gespenstisch, ein Hauch von Geschichte lag in der Luft.

Blick an der Oder
Blick an der Oder – Click für Großansicht

Zurück am offiziellen, aber unbeachteten Wanderweg, bietet sich ein herrlicher Blick auf die Oder und die imposante Festung Küstrin auf der anderen Seite.

Knall Bumm – die Brücke ist eröffnet

Dann erreichte ich auf einem kleinen, unnötigen Umweg doch noch rechtzeitig den ersten Höhepunkt der Tour: die Einweihung der brandneuen “Europa-Oderbrücke”.

Die Feierlichkeiten waren zwar nicht öffentlich, aber von der alten Straßenbrücke aus hatte ich einen perfekten Blick auf das Spektakel. Ein roter Sonderzug dekorierte die Brücke.

Knall Bumm - Brücke ist eröffnet
Knall Bumm – Brücke ist eröffnet – Click für eine Großansicht

Ein buntes Knall-Bumm-Feuerwerk und drei Surfer auf eBoards zeigten die D-, P- und Europaflagge in einer Art Wasserballet. Damit war die Brücke am dritten Betriebstag nun offiziell und medienwirksam eröffnet.

Ein kleiner bewegender Moment, der die Bedeutung dieser neuen Verbindung zwischen Deutschland und Polen markierte.

Grenzübertritt und
hinein in die Festung

Nach der Feier wanderte ich unbehelligt über die Grenze – das ist die Mitte des Flusses Oder – und betrat am Eingang Berliner Tor die Festung Küstrin, die einst die Küstriner Altstadt schützte.

Schlosstreppe
Ruine Schlosstreppe – Click für eine Großansicht

Heute erinnert nur noch das gepflasterte Straßennetz an die einstige Stadt, wo es bis zum WW-II noch Rathaus, Kirche, Schloss, Markt, sogar eine Straßenbahn und alles gab, was eine lebendige Stadt ausmacht. Eigentlich dürfte es ja heute noch Zeitzeugen geben, die berichten können.

Kurzgeschichte. Die Festung Küstrin

Es ist das eigentliche Highlight dieser Wandertour.
Eine erste Vorabrecheche führt zu Wikipedia. Hier eine Zusammenfassung:

“Die Festung Küstrin war eine Festung, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zum Schutz der Residenzstadt Küstrin errichtet wurde.

Erst 1920 endete die Nutzung als Festung infolge des verlorenen Ersten Weltkrieges. Kurz danach begann der Abriss der östlichen Stadtumwallung.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Küstrin 1945 wieder zur Festung erklärt und die Stadt durch die Kampfhandlungen bis Ende März 1945 nahezu vollständig zerstört.

Nach Kriegsende wurden die ohnehin beschädigten Festungsbauwerke durch Sprengungen und Abbrucharbeiten zur Materialgewinnung weiter zerstört.

Seit den 1990er Jahren erfolgt eine Restaurierung der Festungsanlagen in der Altstadt und des Fort Gorgast, während die anderen Außenwerke infolge Leerstand verfallen. Ein großer Teil der Festungsbauwerke liegt auf der rechten Oderseite im polnischen Kostrzyn nad Odrą, die restlichen Außenwerke in der deutschen Gemeinde Küstriner Vorland.”

Bastion Filip mit Museum
Bastion Filip mit Museum – Click für eine Großansicht

Die einzige gut erhaltene Bastion ist die Bastion Filip – eine der sechs speziellen Verteidigungsecken. Diese beherbergt ein beeindruckendes Museum, das die Geschichte Küstrins lebendig werden lässt.

Besonders faszinierend fand ich das 3D-Modell der Stadt und die Gegenüberstellung historischer Fotos mit aktuelleren Ansichten, auch viele Luftbilder.

Ein guter Tipp

Ich empfehle diesen “Altstadtplan” für einen Euro zu erstehen, dann das Museum mit Ausstellung in der Bastion Filip zu besuchen (6,25 Euro Spende) und erst anschließend unter den dort gewonnen Eindrücken durch den völlig grün überwachsenen Ruinenpark zu wandern.

Altstadt Flyer Map
Altstadt Flyer Map – Click für eine Großansicht

Tipp im Tipp: An einer Stelle am Standort des Schlosses kann man einige Stufen in das Gewölbe absteigen. Gruselig.

Altstadt Flyer Rückseite
Altstadt Flyer Rückseite – Click für eine Großansicht
Der “Polenmarkt” heißt Basar!

Dann ging es weiter gleich gegenüber zum “Basar”, despektierlich als Polenmarkt bekannt. Hier herrschte am frühen Nachmittag eine fast so stille Atmosphäre wie in der gestorbenen Festung.

Der Basar ist weitgehend lost
Der Basar ist weitgehend lost – Click für eine Großansicht

Erschreckende Perspektiven entlang langer Gänge mit verlassenen Verkaufsständen. Wo früher Waren aller Art angeboten wurden, von Kleidung über Lebensmittel bis hin zu Souvenirs.

Obwohl die goldenen Zeiten des Basars offensichtlich längst vorbei sind, war es dennoch ein interessantes Erlebnis, durch die Gänge zu schlendern.

Die polnischen Webseiten zum Markt schwelgen mit alten, bunten Bildern noch von früheren Zeiten. Die Werbetexte sind auch mit Vorsicht zu genießen.

Öffnungszeiten? Der Bazar hat täglich “mindestens” von 9 bis 16 Uhr geöffnet, also auch sonntags.

Tatsächlich aber gibt es noch Händler, die nicht aufgegeben haben. Vor allem am Eingang in vorderster Lage.

Zum Abschluss meines Ausflugs und auf dem Weg zum Bahnhof erkundete ich die Parks von Kostrzyn. Der Park Miejski war eine angenehme Überraschung: weitläufig, grün und mit vielen Kunstwerken und Spielplätzen ausgestattet. Sehr familiengerecht, und der Wanderer kann sich hier nach einem ereignisreichen Tag entspannen. Es gibt auch einige Gastronomie.

Zug verpasst, Zug fällt aus

Ausgerechnet am Tag der Einweihung hatte vielleicht mal wieder einer der Lokführer der NEB bei schönem Wetter besseres zu tun. Der 17 Uhr Zug nach Berlin fiel mal kurzfristig und ersatzlos aus.

Wasserturm am Markt
Wasserturm am Markt – Click für eine Großansicht

Zeit für einen zusätzlichen Spaziergang. Unterhalb des unübersehbaren Wasserturms entdecke ich ein weiteren “Polenmarkt”. Nur fünf Fußminuten vom Bahnhof entfernt. Aber vom Eindruck her, war dieser Markt nicht mehr aktiv. Vielleicht wieder an den Wochenenden, wo doch jetzt die Züge wieder durchfahren bis Kostrzyn?

Dann um 18 Uhr kam doch noch der nächste Zug. Kein Express, aber ein langer Doppelwagen-Zug. Ein Wagen völlig überhitzt, ich steige schnell in den zweiten, klimatisierten Teil ein. Keine Gedränge.

Auf der Rückfahrt im Zug ließ ich den Tag Revue passieren. Küstrin und Kostrzyn hatten mich mit ihrer Mischung aus Geschichte, Kultur und lebendiger Gegenwart beeindruckt. Die neue Brücke, die alte Kaserne, die Festung und der Basar – jeder Ort hatte seine eigene Geschichte zu erzählen. Und die Parks von Kostrzyn boten eine willkommene Oase der Ruhe inmitten des städtischen Trubels. Es war ein Ausflug, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Weiterlesen
Juni 2022. Das 9 Euro Ticket ist gerade gestartet. Drei Tage Abenteuerwanderungen in Kostryn/Küstrin in Polen mit der kleenen Wandergruppe:

Und wer mag, kann bei historischem Interesse auf diesen Webseiten weiterlesen:


 

Meine mit Mapy.cz geplante Route: de.Mapy.cz/s/copuvesavo

Eine optimierte Route hab ich für Komoot-Fans geteilt:
www.Komoot.com/de-de/tour/1760287433

Der gelaufene Track sieht erfahrungsgemäß wieder etwas anders aus – und zwar so: de.Mapy.cz/s/lukapeneha.

Track Küstrin Kostrzyn
Track Küstrin Kostrzyn

Rückblick – Gekürzter Zeitraffer vom Einschub der Brücke (Quelle: DB bei Youtube)

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