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Jakobswege in Berlin und das Schöneberger Südgelände

LETZTE ÄNDERUNG am Donnerstag 4. Mai 2023 14:31 durch Berlingo


Optische Genüsse auf Kirchen, auf achteckigen kleine und große Gebäude, der Wandlung auf weichen Wegen in alten Anlagen, der Entdeckung einer der ältesten Kulturleistungen der Menschheit und die Suche nach dem Camino in Berlin.

In meiner Mapy App sah ich im Vorfeld, dass die Jakobswege in Berlin oft an großen Straßen zu finden sind. Das hat mir nicht so gut gefallen und so hab ich während der Tour Ausschau nach schönen Alternativ-Wegen entlang der Jakobswege gesucht. Dabei war mir wichtig immer wieder auf den Jakobsweg zu stoßen, also parallel zu laufen oder kleine Abstecher zu machen.

Begonnen habe ich in Schöneberg, wo ich auch das erste Hinweisschild entdeckte, Kolonnenstraße Ecke Naumannstraße, ein Aufkleber an einem Straßenschild.  In der Presse las ich vor ein paar Tagen, dass die Jakobswege in Berlin kaum ausgeschildert sind und auch die Möglichkeit Stempel für den Pilgerpass zu bekommen nur sehr eingeschränkt ist. Das finde ich sehr schade.

Überall auf der Welt sind diese Wege besonders gekennzeichnet, so dass man auch ohne Karte oder App seinen Weg ganz einfach finden kann. Ich möchte hier mit meinem Beitrag dazu beitragen, dass diese Wege in unserer schönen Stadt bekannter werden und durch die kleinen Abstecher vielleicht auch noch etwas interessanter.

Optischer Genuss

Da ich gleich nach der Arbeit losgezogen bin, hab ich auf dem Weg dorthin auch schon ein paar Entdeckungen gemacht.
Als erstes betrachtete ich die Schönberger Kirche an der Akazienstraße genauer. Diese wunderschöne Kirche mit ihren vielen Erkern hat mir sehr gefallen, rein konnte ich leider nicht aber auch von außen ein optischer Genuss.

Das Oktogon

Am Gustav-Müller-Platz entdeckte ich die Königin-Luise-Gedächtniskirche, die in der Mitte des Platzes auf einer kleinen Grünfläche thront. Dieser Zentralbau im Stil des Neobarocks ist als Oktogon gebaut worden. In seinem Inneren ein Altarbereich, eine kleine Orgel und eine wunderbare Ausmalung. Die Türen waren leider verschlossen, so kann ich keine Fotos vom Innenbereich liefern. Die Vegetation drumherum etwas verwildert, was diesem Ort aber einen wunderschönen Charme verlieh.

Eigentlich wollte ich auf den gegenüberliegenden Friedhof, dem alten Zwölf-Apostel-Kirchhof, doch die Hintertür war abgeschlossen und einmal ganz drumherum wollte ich dann auch nicht. Wenn man einen etwas größeren Abstecher macht, kann man diesen schönen alten Friedhof noch mit einbauen.

Café Achteck

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Cafe’ Achteck am Leuthener Platz

Am Leuthener Platz entdeckte ich dann ein sehr schön restauriertes Café Achteck, wie es die Berliner nennen. Diese achteckige Bedürfnisanstalt besteht aus gusseisernen Wandsegmenten.  1920 haben in Groß-Berlin 142 von ihnen gestanden. Der Stadtbaurat Carl Theodor Rospatt erstellte den ersten Entwurf im Jahr 1878.

Bis Südkreuz war ich dann auf dem Jakobsweg Berlin – Leipzig, Segment Teltow Beelitz unterwegs, hier  mal ein großes Jakobsweg Plakat am Wegesrand. Die Wege waren breit und asphaltiert, also gut zu laufen oder mit dem Fahrrad zu fahren.

Südgelände – ein Entdeckerland

Der Natur-Park-Schöneberger Südgelände ist ein 18 ha großer Park inmitten neuer Bahntrassen. Er ist eine Kombination aus verfallenen Eisenbahnanlagen, Naturschutz und Kunstobjekten. Der Park ist täglich von 9.00 Uhr – 21.00 Uhr geöffnet und der Eintritt von 1,– Euro am Eingang  an einem Automaten zu entrichten.

Ich hatte im Vorfeld  das Südgelände in der Karte entdeckt, dass  parallel zum Jakobsweg verlief. Da wollte ich immer schon mal hin, Überraschung, … so ein tolles Gelände. Wege aus Rindenmulch in alten Gleisbetten, tolles Lauferlebnis. Sollte man in den Jakobsweg integrieren, falls das möglich ist.

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Südgelände, Baumauswege und im Hintergrund die Treppe ins Nichts

Im Rahmen der BUGA 1985 wurde dieses Gelände der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und ist seit dieser Zeit ein gern genutztes Erholungsgebiet in Stadtnähe. Die besondere Lage zwischen den genutzten Gleisanlagen macht die Wanderung zu einem surrealen Erlebnis mit vielen kleinen und großen künstlerischen Effekten.

Steile Stufen

Eine kleine Herausforderung gab es für mich auf diesem kleinen Abenteuer aber auch noch. Plötzlich stand ein kleiner Turm vor mir, die Treppen so steil wie die einer Leiter. Ich schlich ein wenig drum herum und entschloss mich doch den Aufstieg zu wagen. Es hat sich echt gelohnt, aber der Abstieg war dann doch mit Herzklopfen verbunden.

Bahnsteigkunst

Im westlichen Bereich des Geländes befinden sich noch alte Bahnsteiganlagen mit einer Unterführung. Hier haben sich viele Street-Art-Künstler mit bunten Bildern und Schriftzügen verewigt. Wunderschön farbenfroh bietet diese Kunst einen tollen Kontrast zu den grauen Monumenten der Vergangenheit.

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Überall kann man im Gelände alte Gleis-Utensilien entdecken. Rechts und links rauschen die Bahnen auf den noch genutzten S-Bahn-Schienen vorbei, also Stille ist nicht, aber mich hat es überhaupt nicht gestört. Man kann sich ja auch Musik aufs Ohr machen, wenn es nervt.

Am Ende des Südgeländes bin ich dann wieder auf dem Jakobsweg Berlin – Leipzig, Segment Teltow – Beelitz. Ich kann nur sagen, dieser Abstecher hat sich echt gelohnt. ❤

Da sich der Himmel schon in der letzten Stunde so nach und nach verdunkelt hatte hab ich die Tour am Bahnhof Südende dann beendet.

Menschheitskultur

Übrigens auch ein schöner alter Bahnhof mit Malerei in der Eingangshalle und einem schön gestalteten Bahnsteig. Dieser Bahnhof aus dem Jahre 1880 wurde mehrfach umgebaut und umbenannt. Das Empfangsgebäude von 1901 ist leider nicht mehr vorhanden, es wurde ersetzt und ist von außen ein eher schlichtes Gebäude, innen allerdings mit einer kleinen Überraschung.

Die Wandmalerei im von außen unscheinbaren Gebäude ist direkt auf die Wand gemalt und damit einer der ältesten Kulturleistungen der Menschheit.

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Bahnhof Südende mit Wandmalerei

Die gusseisernen Säulen über den Bahnsteigen tragen ein Satteldach. Die Treppe wurde in der typischen “Gewächshaus-Architektur” gebaut und auch der nachträglich eingebaute Fahrstuhl wurde stilistisch angeglichen.

Ich bin sehr gespannt was ich noch so alles entdecken werde, denn diese kurzen Jakobswegtouren werde ich jetzt öfter nach Feierabend testen.

Für alle unternehmungslustigen Stadtwanderer mit Verfolgungspotenzial hier der Track:

https://www.komoot.de/tour/466891644?ref=aso

Und die Fotos zu dieser ungewöhnlichen kleinen Feierabendwanderung. 😍

Jakobswege in Berlin
Dürfte mittlerweile jede mitbekommen haben: Ja, es gibt Jakobswege, die mitten durch die Stadt führen. Einfach hier mal einsteigen, dann ab nach Compostella :-). - Aber erst einmal durch's Schöneberger Südgelände
Königin-Luise-Gedächtniskirche, Gustav-Müller-Platz
Jakobswege in Berlin
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