Leipzig Grand Route - Etappe 1 - Collage

Leipzig Grand Tour zu Fuß – 50 km Stadtwanderung – Teil 1

LETZTE ÄNDERUNG am Samstag 31. August 2024 14:38 durch Berlingo


Natürlich ist eine 50-km-Stadtwanderung auch in Leipzig nicht an einem Tag zu schaffen. Es soll ja weder ein Mammutmarsch noch ein Marathonlauf sein.

Die Idee, die gesamte Route an einem Tag durch Überbrückung von Distanzen mit Straßenbahn oder Bus zu machen, hab ich schnell verworfen. Nur per Pedes gelangst du an Orte, die ein Fahrzeug niemals erreicht. Auch das Fahrrad wäre vielerorts lästig. Nur Wanderschuhe zählen!

Ich habe brutto 2 km in der Stunde geschafft. War auf den ersten 19 km der selbst zusammengeklickten Route neun Stunden unterwegs. Und Leipzig hat mich erneut angenehm überrascht. Leipzig ist jung – und das junge Leipzig erholt sich gern an einem lauen Sommerabend auf den vielen Wiesen und zahlreichen Parks nahe der Innenstadt.

Leipzig ist mit dem DB Regio ab/an Bhf. Zoo in etwa 2:40 Stunden erreichbar. Billigst mit dem D-Ticket. Vergleichbar: der Flixbus benötigt nur 2:10 Stunden und kostet ab 13 Euro.
Von Falkenberg aus fährt eine S-Bahn praktischerweise durch ganz Leipzig bis in den Süden nach Markkleeberg.

Mein Fotoalbum in der Cloud ist inzwischen getextet:

Leipzig - Teil 1 - Collage
Leipzig – Teil 1 – Klick hier zum Fotoalbum in der Cloud

Fotos: Leipzig Grand Tour – 50 km zu Fuß – Teil 1


Und hier ein ausführlicher Bericht über diese Stadterkundung, ergänzend zum genannten Fotoalbum:

Mammutmarsch alternativ:
50 km Leipzig zu Fuß – Die Etappe 1 fällt kürzer aus

(Editierung läuft noch, Links, Bildchen werden u.a. noch ergänzt)

Die erste 20-km-Etappe meiner ausgedachten Leipzig Grand Tour beginnt am Hauptbahnhof, einem imposanten Bauwerk, seit 1915 einer der größten Kopfbahnhöfe Europas. Heute ist es vor allem als Shopping Mall mit Gleisanschluss imposant. Wer’s mag.

Gegenüber des Bahnhofs an einer Noch-Baulücke ist im Sommer 24 noch das beeindruckende Graffiti-Kunstwerk von Michael Fischer-Art zu bewundern. Es heißt “Wendebild – 20 Jahre danach”. Wird es zugebaut?

Weiter geht die Route zum futuristischen  “Säulengarten”, dem Vorplatz der Sächsischen Aufbaubank (SAB). Die 251 pilzförmigen Säulen sind nicht nur ein Blickfang, sondern dienen auch als Sonnenschutz und erfüllen weitere Funktionen. Das Café hatte geschlossen.

Vorbei an der Evangelischen Reformierten Kirche, das Gotteshaus mit einer reichen Geschichte seit dem 13. Jahrhundert, spielte eine wichtige Rolle in der Friedlichen Revolution 1989. Ab dem 2. Oktober 1989 fanden hier Friedensgebete statt. Filmaufnahmen am 9. Oktober 1989 vom Turm der Kirche von der Montagsdemonstration sendete am nächsten Tag die Tagesschau.

Nur ein kleiner Fotostopp am Naturkundemuseum, für die umfangreiche Sammlung zur Naturgeschichte, darunter auch einzigartige Fossilien aus der Region, bleibt jetzt keine Zeit.

Es geht weiter zum Elstermühlgraben. Eine versteckte Infotafel dort erinnert an die Angermühle, die hier im 12. Jahrhundert stand und von der Bedeutung des Gewässers für die frühe Leipziger Industrie zeugt.

Die Gustav-Adolf-Brücke, benannt nach dem schwedischen König Gustav II. Adolf, der im Dreißigjährigen Krieg eine wichtige Rolle spielte, überspannt den idyllischen Graben – daneben ein Kanu-Anleger. 

Die weitläufige Rosenthal-Wiese, einst ein Exerzierplatz, bietet eine willkommene Pause im Schatten. Das umgebende riesige Grüngebiet mit Wald erstreckt sich im Nordwesten Leipzigs und ist überraschend nah an der Innenstadt. Ein Jakobsweg führt hindurch, was auf die historische Bedeutung Leipzigs als Pilgerstation hinweist! Und es gibt ein Fenster zum Zoo gleich nebenan.

Wieder in der Stadt, fällt der Mediencampus “Villa Ida” auf,  der in einem modernen Bau untergebracht ist und wo Stiftungen der Sparkasse, eine Media School, ein Institut für Journalismus- und Kommunikationsforschung sowie das Deutsche Medienschiedsgericht ihren Sitz haben.

Schloss Gohlis
Schloss Gohlis – im Fotoalbum

Eine frühere Stadtrundfahrt führte mich einmal ohne Stopp am Gohliser Schlösschen vorbei – heute nun also mal zu Fuß und dort hinein, in das charmante Rokoko-Sommerpalais aus dem Jahr 1756, mit einem schönen Park, Brunnen und einem Café-Restaurant. Das Schlösschen zeugt vom luxuriösen Lebensstil vergangener Zeiten und wird heute auch für Konzerte und Aktionen genutzt. Es gibt Führungen.

In der nahe gelegenen Menckestraße protzen viele prächtige, restaurierte Jugendstilfassaden, die vom wirtschaftlichen Aufschwung Leipzigs um die Jahrhundertwende zeugen. Und wohl auch vom Aufschwung nach 1989.

Nächster POI (Point of Interest), nächstes Highlight ist das Schiller Wohnhaus “Götterfunken”, ältestes erhaltenes Bauernhaus in der Region Leipzig, erbaut 1717. Schiller lebte hier eine Zeit lang im Obergeschoss und schrieb hier einige seiner Werke. “Elisium” steht als Hinweis im Garten.

Nur wenige hundert Meter entfernt passiert der Stadtwanderer das prächtige Reclam-Haus. Der Verlag wurde 1828 gegründet und ist auch sehr bekannt für seine Reclam-Heftchen, die seit dem 19. Jahrhundert für Bildung und Kultur stehen. Wer kennt die Pflichtliteratur nicht aus der Schule. Auch heute noch?

Der Wackelturm
Der Wackelturm im Album

Eine halbe Stunde geht es am schattigen Ufer der Parthe entlang. Ein beeindruckendes, aber durchaus auch etwas beängstigendes Erlebnis ist der Aufstieg zum Top des “Wackelturms”, ein 1983 erbauter Aussichtsturm auf dem Rosenthalhügel, der aufgrund seiner Bauweise tatsächlich leicht schwankt. Und die filigrane Bauweise tut ihr übriges dazu.

Durch den Rosenthalpark führt die Route weiter über die verkehrsreiche Landauer Brücke, die das Elsterbecken überspannt. Von dort auf jeden Fall mal zurück blicken auf den großen Anlegerplatz mit einem farbenfrohen Graffiti-Fries.

Die historische Gaststätte “Friesengarten” im gleichnamigen Kleingartenverein Lindenau, ist ein Zeugnis der Leipziger Gartenkultur, hat nur noch stundenweise geöffnet. Es altert weiter, die Patina ist nicht zu übersehen.

Die restaurierten Fassaden und Hinterhöfe mit Gärten in der Altstadt Lindenau, die nach der Wiedervereinigung aufwendig saniert wurde, sind wirklich schön anzusehen. Mittendrin die neogotische Nathanaelkirche, erbaut im späten 19. Jahrhundert, sie prägt das Stadtbild.

Ein weiteres architektonisches Highlight zwischendurch ist die ehemalige Eisenbahnbrücke über den Karl-Heine-Kanal in Plagwitz, die jetzt als Fuß- und Radweg dient. Der Kanal selbst wurde im 19. Jahrhundert angelegt, um die Industriegebiete im Westen Leipzigs zu erschließen.

Im Kunstkraftwerk
Im Kunstkraftwerk

Ein etwas versteckter Aufgang führte direkt zum Hof des Kunstkraftwerk Leipzig. Das ehemalige Heizkraftwerk aus dem Jahr 1906 ist heute mit großen, multimedialen Ausstellungsräumen das Zentrum für digitale und zeitgenössische Kunst und steht für den Wandel Leipzigs zur Kulturstadt. Es gibt ein Biergarten.

Unweit schräg gegenüber an der Spinnereistraße und nahe des Karl-Heine-Kanals befand sich die Alte Spinnerei . Die Baumwollspinnerei wurde 1884 gegründet und war einst eine der größten ihrer Art in Europa. Heute wird diese erhaltene eigene Industriestadt vielfältig genutzt. Zahllose  Galerien, eine große Kunstbibliothek mit Shop in der gemeinnützigen HALLE 14, ein Theater, ein Kino und mehr. Gleich am Eingang ein sehr schickes Restaurant mit einem Backcafé. Alles war etwas früher ein VEB und erinnert heute an die industrielle Vergangenheit Leipzigs.


Die Oscar Niemeyer Kugel
Die Oscar Niemeyer Kugel im Album

Verpasst, weil nicht explizit auf dem Zettel, ist die Oscar Niemeyer Sphere. Oder auch Space oder Kugel.
Daher nachrecherchiert: Es ist die wohl spektakulärste Werkskantine der Welt. Der brasilianische Stararchitekt Niemeyer hat eine schwebende Beton- und Glaskugel an ein Backstein Fabrikgebäude geklebt. Ein tolles Design – auch innen. Erst seit 2020 das neue Architektur-Highlight in Leipzig. Gastronomie leider oft ausgebucht. Eher Platz bekommt man in der eigentlichen, öffentlichen Arbeiterkantine, die Kirow-Kantine im alten Kesselhaus.

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Entfernt von der Innenstadt und im Abseits der alten Industrie am ehemaligen Moertelwerk gibt es einen Bootsverleih, daneben ein  Restaurant mit einem charmanten Biergarten. Bei meinem Besuch in der Woche war hier allerdings niemand, alles geschlossen. Es hat nur am Wochenende geöffnet.

Flieger auf Museum
Flieger auf Museum – Mehr im Album

Und am Bahnhof Plagwitz vorbei hätte fast ich ein weiteres optisches Highlight verpasst: Auf dem Dach des leider geschlossenen (für immer?) Oldtimermuseums “da capo” mit Eventhalle” ist eine große Iljuschin IL-18 “gelandet”! Dieses Flugzeug war zu DDR-Zeiten ein beliebtes Verkehrsflugzeug.

Vorbei am BIC (Business Innovation Center), Automatikmuseum und Kindergarten erreicht die Route die “Heilige Barbara”, eine Erinnerung an die Plagwitzer Gießerei und das örtliche Maschinenbauzentrum.

Die Statue steht in Sichtweite der alten, jetzt neuen Konsumzentrale, einem beeindruckenden Gebäudekomplex aus den 1920er Jahren, der im Stil des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit erbaut wurde. Heute: Büros, Handel, Produktion, Gastro auf 20.000 m².

Das Stelzenhaus am Karl-Heine-Kanal hielt ich beim ersten Eindruck für eine halbfertige Bauruine. Nachrecherchiert:  Bereits  erbaut 1937 bis 1939 vom Architekten Hermann Böttcher für die Wellblechfabrik Grohmann & Frosch, ist es heute ein Industriedenkmal und zeugt von der architektonischen Vielfalt Leipzigs. Obendrauf ein Restaurant – hier ist die Speisekarte 😛.

Venedig Gondel im Leipziger Kanal
Venedig Gondel im Leipziger Kanal

Der 3,3 km lange Karl-Heine-Kanal mit 15 Brücken ist heute bei schönem Wetter wieder voller Leben. Menschen paddelten alleine, in Gruppen oder ließen sich sogar auf einer echten venezianischen Gondel chauffieren. Die Stadt ist stolz auf dieses Kulturdenkmal.

Die Brücke “Karl-Heine-Bogen” bietet weitere schöne Ausblicke. Entlang des Ufer- und Radwegs “Zentrum – Kulkwitzer See” kann man auf die guten Wohnlagen am Kanal neidisch werden.

Der auffällige Block Elster Park, die früheren VEB Buntgarnwerke in der Nonnenstraße beherbergt u. a. das Landesamt für Bildung und Schule. In der gleichen Straße gibt es auch noch einige alte bürgerliche Häuser.

Von der Könneritzbrücke, erbaut im 13. Jahrhundert und damit eine der ältesten Brücken Leipzigs, hatte ich einen idyllischen Blick auf die Weiße Elster. Aha, die Gondel hat hier am Ristorante La Gondola ihren Hafen 😄.  Unweit das “Boat Rental Klingerweg”.

Der Karl-Heine-Kanal
Der Karl-Heine-Kanal

Vorbei an der Karl-Heine-Villa. Wer war eigentlich dieser Dr. Karl Heine? Nachrecherchiert: Sie nennen ihn “Schöpfer der Leipziger Westvorstadt” und Industriepionier. Von der Villa aus konnte er schön auf sein Lebenswerk schauen.

Im sanften Abendlicht geht es jetzt angenehm durch große Parks. Eine sonnige Wiese im großen Stadtwald liegt im Abendlicht.

Clara Zetkin Statue
Clara Zetkin Statue im Fotoalbum

Und durch den Clara-Zetkin-Park, der nach der sozialistisch-kommunistischen deutschen Politikerin, Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin benannt ist. Am Eingang ein Denkmal, eine Statue. Inschrift: “Ich will dort kämpfen wo das Leben ist. Alle große Kunst lebt von dem geistigen Herzblut einer großen Gemeinschaft”.

Auf der Sachsenbrücke über das Elsterflutbett ist man nie allein. Gerade im Sommer sehr beliebt. Entspannung. Eine mobile Fahrradwerkstatt. Manchmal gibt es Eis. Unten Rudersport.

Hier am Brahmsplatz ist der Zugang von der Straße zu dem großen “Musikpavillon Clara-Zetkin-Park”-Biergarten am Richard-Strauß-Platz. Platz ab es bei meinem Abendbesuch reichlich, noch waren Sommerferien.

In der historischen Innenstadt angekommen, fallen die alten Stadtvillen auf, eine Schönheitsklinik, die Sächsische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1846, eine Galerie für Zeitgenössische Kunst und die Voss-Villa (Neubau). Nur einige seien genannt.

Ein Unternehmen weckte mein besondere Erinnerungen: Zweitausendeins! Der Versandhandel für Bücher, Musik und Filme wurde 1969 gegründet und ist seit 2011 in Leipzig ansässig. Meine 50 Jahre alten Erinnerungen: das “Merkheft” und billige Bücher und Schallplatten ohne Ende. Das kam damals alles aus Frankfurt am Main.

Das Neue Rathaus sieht doch alt aus!
Das Neue Rathaus sieht doch alt aus!

Im alten Zentrum häufen sich natürlich die Sehenswürdigkeiten. Das Neue Rathaus, das alt aussieht, ist bereits seit 1905 Sitz der Leipziger Stadtverwaltung, wurde auf den Grundmauern der geschleiften Pleißenburg errichtet. Es ist ein beeindruckender Bau, besonders wenn man direkt davor steht. Eine Stele erinnerte an den “Runden Tisch” und andere Orte der “Friedlichen Revolution”.

Ferienzeit, Partyzeit. Auf allen Plätzen der Innenstadtroute wird gefeiert. Burgplatz, Thomaskirchplatz, an der Thomaswiese.

Das Alte Rathaus ist jetzt Museum
Das Alte Rathaus ist jetzt Museum

Die Megasause geschah hier (Bild): auf dem großen Marktplatz vor dem Alten Rathaus, das aus dem 16. Jahrhundert stammt und eines der bedeutendsten Renaissancegebäude Deutschlands ist. Endlose Gastronomie hatte sich ausgebreitet und war voller Menschen, die bei Live-Musik und Aperol Sprizz feierten. Das Stadtgeschichtliche Museum im Rathaus kam da sicher nicht gegen an. Unter dem Markt ein S-Bahnhof.

Ohne große Umweg ging es zurück im Bahnhof. Dort fiel ein komischer überlanger “Doppel-ICE” auf. Ich nahm wieder die S-Bahn, Umstieg in Dessau und ab nach Hause. Es war ein 15-Stunden-Tag und eine faszinierende Reise durch die Geschichte und Kultur dieser vielfältigen Stadt. Von historischen Gebäuden und Denkmälern bis hin zu modernen Kunstwerken und lebendigen, grünen Stadtvierteln bot Leipzig eine Fülle von Eindrücken. Ich freue mich schon auf die nächsten Etappen meiner Wanderung!


Meinen Original -Track habe ich Komoot geschenkt, dort wird die Stadtwanderung mit User-Fotos bebildert und getextet. Danke dafür.

Leipzig Stadtwanderung Teil 1 bei Komoot
Leipzig Stadtwanderung Teil 1 bei Komoot

www.Komoot.com/de-de/tour/1775086561

Die gesamte Grand Tour hab ich hier bei Komoot abgelegt:
Route Leipzig Grand Tour – 50 km zu Fuß. Teil 1 und 2 und vielleicht 3


Mehr Leipzig Grand Route

Siehe auch den fertigen Bericht zur zweiten Etappe, die vom Hauptbahnhof in den Süden führte. Insgesamt ebenfalls 20 km bis zum Bahnhof Markkleeberg:

Leipzig Grand Tour - Part 2 Collage
Leipzig Grand Tour – Part 2 Collage
Leipzig Grand Route – Etappe 2

Leipzig Grand Route - Etappe 3 - Collage
Leipzig Grand Route – Etappe 3 – Collage
Leipzig Grand Route – Die Schlussetappe 3 – Zurück zum Anfang

Und es gibt weitere Stadtwanderungen in diesem Blog

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