Waldstadt-Panzer

Wanderung durch den Abenteuerwald Wünsdorf-Waldstadt

LETZTE ÄNDERUNG am Freitag 22. Dezember 2023 17:32 durch Berlingo


Gegen 10 Uhr brach ich mit Wanderfreund Ralph am Bahnhof Wünsdorf-Waldstadt zu einer Tour durch einen Abenteuerwald auf. Auf dem Weg in den Wald kamen wir am Haus der Offiziere vorbei, das leider eingezäunt war. Der prächtige Bau erinnerte allerdings eher an ein Schloss, ein Brandenburger Schloss ;-).

Track Tour Wünsdorf
Aktivität 19,7 km • 4:12 Std.
https://mapy.cz/s/juvosovajo


VIDEO INSIDE! Am Ende des Beitrages …


Alle paar Meter waren am Zaun Hinweise auf Kameraüberwachung zu finden. Am Straßenrand begegnete uns ein wenig neue Kunst.

Haus der Offiziere
Haus der Offiziere, Wünsdorf

Wir sind dann an der Straße weiter und entdeckten auf der gegenüberliegenden Seite die „Verbotene Stadt“. Ausführliche Hinweistafeln über die Geschichte des Städtchens Wünsdorf klärten uns darüber auf, dass die „Verbotene Stadt“ schon vor dem 1. Weltkrieg als Offizierssportschule genutzt wurde.

Während der Nazizeit fungierte das Gelände als Hauptquartier des Heeres. Und nach dem 2. Weltkrieg lebten hier bis zu 60.000 Sowjetbürger. Das Gelände war schon immer Sperrgebiet und Zutritt ist auch heute nur mit Sondergenehmigungen oder im Rahmen von Führungen möglich.

Die verbotene Stadt
Die verbotene Stadt, Wünsdorf

Weiter gings, immer an der Landstraße entlang, so ca. 3 km. Der Weg ist hier gut ausgeschildert und führt einen auf einem Rundweg durch den Wald.

Nachdem wir den Parkplatz hinter uns gelassen hatten, schlug ich mich rechts gleich mal in den Wald und fand sofort den verrosteten Deckel einer alten Milchkanne.

Wir gingen die Traubeneichenallee entlang, die 2014 als Baum des Jahres gekürt wurde.

Milchkannendeckel
Milchkannendeckel, Fund an der Traubeneichenallee

Als Nächstes besuchten wir den Ehrenfriedhof Zehrensdorf, der am Weg lag, und machten dort eine ausgedehnte Frühstückspause.

Dieser Friedhof hat eine lange Geschichte, die hervorragend auf Hinweistafeln dokumentiert ist. Alles war super gut gepflegt und der Ort eine Idylle.

Im Cemetery Register kann man sich in ein Buch eintragen. Wir schauten darin herum und entdeckten Einträge von Wandergruppen. Darunter die Trümmertruppe, was uns sehr amüsierte.

Dem Rundweg folgend ging es nun tiefer in den Wald. Es war total still, nur die Vögel waren zu hören. Am Anfang war dieser Mischwald hauptsächlich mit Nadelbäumen durchsetzt, aber nach und nach entdeckten wir größere Flächen von Birken. Hunderte langer, weißer Spargelstangen ragten bei blauem Himmel in die Höhe, ein faszinierender Anblick.

Die Wege waren hier super zu laufen, der Boden weich, abgefedert durch das Laub des Herbstes. Ungewöhnliche Erhebungen im Gelände veranlassten uns immer wieder dazu den Weg zu verlassen, um dort genauer nachzuschauen.

Und meist fanden wir auch irgendetwas Ungewöhnliches. Mauerreste von Gebäuden oder Panzeranlagen, Schützengräben, verrostetes Metall oder auch nur die Überreste eines Saufgelages.

Dann stand er da auf einmal, Ralph entdeckte ihn als erster, der „Panzer“. In vielen Facebook-Beiträgen hatten wir Fotos davon gesehen und natürlich hatten wir gehofft ihn zu entdecken.

Erstmal wurde alles genau untersucht, das Kanonenrohr hatte jemand mit Ästen so drapiert, dass es wieder zusammengefügt aussah, tolle Idee, fand ich übrigens. Und natürlich musste jetzt auch ein kleines Fotoshooting gemacht werden.😀

Panzerfund
Panzerfund im Wald

Wir waren immer noch am Jägersberg-Schirknitzberg unterwegs, quer durch die Natur. War aber kein Problem, da das Unterholz spärlich war und die neue Vegetation gerade am Beginn des Erwachens.

Überall zeugten die Hinterlassenschaften im Wald von einer unruhigen Vergangenheit. Man konnte sich förmlich vorstellen, wie die Soldaten zusammen im Wald saßen und Saufgelage abhielten.

Aber sehr wahrscheinlich war es nicht so romantisch in Wirklichkeit, wie ich das jetzt betrachte, sondern eher aus der Not heraus, weit entfernt von Freunden und Familie, mit den schrecklichen Kriegserlebnissen im Gepäck.

Weiter gings auf dem Weg, doch immer wieder schlugen wir uns mal rechts mal links in den Wald und entdeckten wieder etwas Neues. Dies alles zu beschreiben, wär kein Problem, aber dann wär das ein ganzes Buch,.. 😅

Schuh
Schuhfund im Wald

Durch diese vielen Abstecher waren wir natürlich echt lange unterwegs, und somit wurde der Zeitplan für die große Runde eher unwahrscheinlich.

Wir wollten ja nicht durch den Wald hetzen, nur damit die Strecke abgewandert ist, sondern die Wanderung bei diesem herrlichen Wetter mit allen Sinnen genießen. So passten wir die Strecke neu an. Wir kürzten sie brutal ab und begaben uns schnurgerade auf einem Weg durch die Mitte.

Aber da erlebten wir eine ganz neue Überraschung. Alle paar Meter waren Baumstämme abgesägt worden und diese lagen jetzt kreuz und quer über dem Weg. Sah ein bisschen aus wie ‘ne Hürdenlaufstrecke, 🤣🤣🤣

Natürlich konnte man gut um die Bäume herumgehen, aber Fahrradfahrer und auch Motorräder hatten dort wenig Chancen mit dem Durchkommen. Wir vermuten, dass genau aus diesem Grund dieser private Wald so präpariert wurde.

Das Gelände war ein wenig wie eine Berg- und Talbahn, teilweise sandig, oder mit Kiefernadeln bedeckt. Das Gehen auf diesem Untergrund fühlte sich wie Wolkenhopping an, voll die geile Dämmung.

Waldwege
Waldwege nur für Wanderer

Als wir dann aus dem Wald wieder herauskamen, sahen wir am Wegesrand noch einen Lost Place. Ein Haus mit Seitengebäude voll bemalt und das Dach schon mit großen Löchern.

Schrott
Schrottfund überall im Wald zu finden

Leute sind uns auf allen Wegen nur sehr wenige begegnet, obwohl das Wetter super war, bissl frisch natürlich, wie im April durchaus üblich, aber jetzt nicht wirklich unangenehm.

Jetzt kamen wir dann zum Bahnhof, wo wir gleich in einen wartenden Zug einstiegen, der in den nächsten Minuten abfahren sollte.

Ein paar Minuten später fuhr auf dem anderen Gleis ein weiterer Zug ein, der eigentlich nach uns starten sollte, doch zu unserer Verblüffung dann zuerst losfuhr. Wir schauten uns ungläubig an, keine Durchsage vom Bahnpersonal, keine Informationen an andere Stelle,… häääää??

Jetzt kam Power in die Anzeigentafel, unser Zug wurde alle 5 Minuten neu angezeigt, und zwar zuerst mit 15 Minuten verspäteter Abfahrt, dann mit einer halben Stunde. Wir waren verwirrt …

Ein jugendlicher autistischer Junge, Eisenbahnliebhaber, der schon eine Weile immer wieder aus dem Zug ein- und wieder ausstieg, kam nun vorbei, um uns mitzuteilen, dass der Zug in dem wir hier saßen, heute nicht fährt. Inzwischen waren schon so 10 Leute in den Zug eingestiegen, die jetzt alle etwas angepisst ausstiegen.

Ralph ging dann gleich mal zum Bahnhofspersonal, die ganz verwundert waren, dass Leute in dem Zug saßen. Sie hatten in ihrer Schaltstation überhaupt nicht bemerkt, dass einige Leute einstiegen und waren davon ausgegangen, dass er verschlossen sei.

Am Ende haben wir dann auf unsere Bahnverbindung fast 2 Stunden gewartet. Das war nicht so prickelnd. Aber sonst, wieder eine extrem spannende Tour mit vielen kleinen und größeren Highlights, an die ich sicher noch oft denken werde, und die jetzt in diesem Blog für die Zukunft gesichert sind.

Gleich im Anschluss an diesen Beitrag findet ihr die dazugehörige Galerie zu dieser Wanderung. Ich wünsch’ euch viel Vergnügen bei der Ansicht…


Abenteuerwald Wünsdorf
Youtube Clip I
Die Entdeckung des Bunkereingangs
« von 28 »

Alternativ als Google Fotos Album in der Cloud mit Original-Fotos und einer kleinen Slideshow:

https://photos.app.goo.gl/LDuHZTVQmyYHdepSA


Und ein zwischen fertiggestelltes, unterhaltsames Youtube Video guckst du hier:

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Die Zeitung war auch schon dort – in der Bunkerstadt
www.Berliner-Zeitung.de/../deutsche-geschichte-truemmer-und-erinnerungen-wuensdorf-in-brandenburg


2 Gedanken zu „Wanderung durch den Abenteuerwald Wünsdorf-Waldstadt“

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