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Etappe Zwei. Naturnahe Wanderung entlang des Teltowkanals vom Tempelhof bis Kleinmachnow

LETZTE ÄNDERUNG am Dienstag 22. Oktober 2024 19:23 durch Berlingo


Die zweite Etappe unserer Wanderung entlang des Teltowkanals führte uns von Tempelhof über Mariendorf, Lankwitz und Lichterfelde bis nach Kleinmachnow.

Anders als auf der ersten Etappe, konnten wir dieses Mal viele naturnahe Pfade direkt am Wasser entdecken.


Die herbstlichen, großen Originalfotos dieser naturnahen Wanderung in der Stadt sind hier im Cloud Fotoalbum zu sehen: “Entlang des Teltowkanals – Etappe Zwei”


Am Start bot sich uns ein weiter Blick über den Kanal von der Stubenrauchbrücke am Hafen in Tempelhof, wo wir die erste Etappe beendeten. Gleich hier zu Beginn also die Entscheidung – links oder rechts am Kanal entlang?
Wir nahmen die ruhigere Route und wanderten entlang des südlichen Ufers auf der Gerda-und-Wolfgang-Szepanzy-Promende.

Immer wieder lockten uns inoffizielle Pfade unten direkt am Wasser vom Weg ab, diese sind allerdings nicht immer durchgängig, wegen abgerutschten Hangabschnitten gibt es sinnvolle Sperrungen. Keine Empfehlung also.

Teltowkanal Etappe 2 - Gesamttrack
Teltowkanal Etappe 2 – Gesamttrack. – Klick für eine Großansicht

An der Teubertbrücke in Mariendorf mit Blick zum Gaswerkhafen konnten wir Arbeiten an den Regenwassereinleitungen beobachten. Überlaufendes Kanalisationswasser wird nicht nur hier in den Teltowkanal geleitet. Das kommt der Wasserqualität natürlich nicht zu Gute.

Blick von der Taubertbruecke auf Kanalbaustellen
Blick von der Taubertbruecke auf Kanalbaustellen

Der ehemalige Gaswerkhafen ist ebenfalls Baustelle und erinnert an die primäre Nutzung des Kanals als Industriekanal. Hier wurde früher Kohle und Gas angeliefert.

Mit dem Unterqueren einer großen Brückenbaustelle (ohne Namen; südlich S-Bhf. Attilastraße) für Fern- und die S-Bahn S2  entdeckten wir dort einen ersten tollen, naturnahen Pfad, der direkt unter der Baustelle am nördlichen Ufer begann. Wir konnten das Routing einer längeren Umgehung also vermeiden.

Ab hier wird's romantisch, sonnig, naturnah.
Blick vom Mariendorfer-Hafen-Steg auf die Baustelle. Ab hier wird’s romantisch, sonnig, naturnah.

Diese inoffiziellen Trampelpfade (“Nutzung verboten!”) am Wasser führten uns immer wieder direkt unter Brücken hindurch, die allesamt mit ihrem Abseits eine ganz besondere Atmosphäre boten. So auch her unter der breiten Eisenbahn-Doppelbrücke in Lankwitz, über die der RE und die S25 rauschen.

Unterwegs immer wieder schöne herbstliche Fotomotive vor blauem Himmel. Unter dem Edenkobener Steg und der Siemensbrücke hindurch gelangten wir schließlich auf die Höhe des Krankenhauses Charité Campus Benjamin Franklin. Der neue Helikopter-Landeplatz direkt über dem Radweg unterbricht den Pfad am Wasser.

Am Krahmersteg wechselten wir erneut die Kanalseite, gelangten in den Bäke Park und wanderten über die Eduard-Spranger-Promenade, vorbei am Ikarus, dem Lilienthal-Denkmal bis zur ausgestellten historischen Treidelbahn.

Das Heizkraftwerk Lichterfelde
Das Heizkraftwerk Lichterfelde – Klick auf die Thumb Bilder zum großem Bilderalbum in der Cloud

Wieder Seitenwechsel wegen des großen Industrie- und Gewerbegebietes am Heizkraftwerk Lichterfelde.

Das Heizkraftwerk mit seinen ikonischen drei (bisher) Landmark-Schloten, die nun zurückgebaut werden, ist ein immer noch imposanter Anblick. Nun wird die Fernwärme mit Gas erzeugt, da genügt ein kleinerer Schlot.

Der Hafen Lichterfelde, der sich hier nebenan befindet, wurde früher für die Anlieferung von Schweröl genutzt. Heute dient er hauptsächlich dem Abtransport von Reststoffen einer Recyclingfirma.

Neben der Eugen-Kleine-Brücke befindet sich eine “Die Säule der Gefangenen”, die mit einer Stele an ein KZ-Außenlage an diesem Ort erinnert.

Idyllische Bucht zwischen Lichterfelde und Teltow
Idyllische Bucht zwischen Lichterfelde und Teltow

Ab hier in Lichterfelde Süd äußert sich Geschichte des Kanals als ehemalige Grenze zwischen Ost und West.

Direkt um die heute idyllische Bucht herum verlief einst der Mauerstreifen, die Mitte des Kanals markierte die  Grenze.

Heute ist davon nicht mehr viel zu sehen, alles ist zugewachsen. Nur am offiziellen Mauerrundweg gegenüber finden sich die bekannten Stelen zur Erinnerung, die manchmal auch alte Luftaufnahmen zeigen.

An der Eugen-Kleine-Brücke wechseln die Radschnellwege des Mauerweges auf die Teltower Kanalseite. Wir blieben auf dem schmaler werdenden Weg der Nordseite und entdeckten einige Überraschungen, unter anderem ein wunderschönes Mural in der Nähe des Stichkanals.

Die Stichkanalbrücke
Die Stichkanalbrücke

Eine besonders schöne Ecke ist der Abzweig des Steglitzer Stichkanals. Hier führt eine elegant geschwungene Brücke hinüber, während der Stichkanal sich zu einem Naturidyll gewandelt hat.

Wie gesagt, der Teltowkanal bildete hier die Grenze zwischen Ost und West – und heute noch die Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg.

Entlang des ehemaligen Lichterfelder Klärwerks, dessen Teich nun einen prähistorischen Eindruck macht, erreichten wir schließlich Teltow über die immer noch provisorische Knesebeckbrücke.

Der Versuch, einem wassernahen Pfad durch den wilden Busch zu folgen, mussten wir abbrechen. Ohne Nutzung wächst hier leider alles zu. Angler haben ihre Ruhe.

Nach einer kurzen Pause im Biergarten des Hafenbistros “Kleine Freiheit” mit Blick auf die Marina, nahmen wir Kurs  auf eine kuriose neue Promenade der Stadt Teltow. Kurios deshalb, weil der  offensichtlich erst kürzlich angelegte Asphaltweg- mit Laternen! – an der Teltow-Werft an einem Bauzaun als Sackgasse endet! Unwirsch schickt uns ein Chef dort vom Gelände – den Bauzaun, der den Weg zur Promenade versperrt, hätte die Stadt so aufgestellt.

Die Promenade endet an ihrem westlichen Ende wiederum unvermittelt im Busch. Eine verwilderte Dschungeletappe führt uns zwischen Kanal und den vielen Gewerbebetrieben zu einer ruhigen Wohnanlage, die mit tatsächlich preiswerten Mieten lockt.

Nun ein letzter Seitenwechsel – über die Rammrathbrücke.

Auf dem Kanalauenweg (eine BUGA Route aus 2001) am “Freibad Kiebitzberge” vorbei geht es Richtung Machnower See, der vom Teltowkanal durchquert wird.

Es tauchen schon am Horizont die Einfahrtlichter der einzigen Schleuse des Teltowkanals auf. Doch zuvor geht es erst am See entlang, dann hoch über eine alte Naturtreppe hinauf zur Neuen Hakeburg,

Nach nur wenigen Minuten taucht sie auf, die erwartete Baustelle der Burg, die – ob wohl noch jung – eine so wechselvolle Geschichte hinter sich hat. Mehr zur Hakeburg, die wir immer wieder einmal anlaufen, hier in diesem Sonderbeitrag.

Die Neue Hakeburg
Die Neue Hakeburg

Nur ein kleiner Teil des Gebäudes, der Turm, war eingerüstet zu sehen. Die alte Pracht besonders von der freien Südseite aus ist noch gut zu erahnen. Traurig sind die schwarzen, offene Fensterhöhlen und die verbarrikadierten Eingänge. Die Baustelle selbst macht den Eindruck eines schon länger anhaltenden Baustopps. Baukräne sind nicht zusehen.

Recherchen ergeben, dass noch zahllose Makler und auch der Projektbetreiber selbst noch auf der Jagd nach Käufern der angekündigten Luxuswohnungen sind.


Neue Hakeburg 2024 - Aufmacher
Neue Hakeburg 2024 – Aufmacher zum Extra Beitrag

Zur Neuen Hakeburg gibt es hier im Blog einen gesonderten Beitrag:
“Die Baustelle Neue Hakeburg – Wir wandern nach Kleinmachnow”

UPDATE
Es gibt ein zweites Fotoalbum mit dem ebenfalls verfallenen Torhaus und von der anderen Seite der Baustelle. Der zweiter Spaziergang führt auch an der nahen Internationalen Schule und dem blitzsauberen  neuen Rathaus und dem Rathausmarkt von Kleinmachnow entlang:
Photos.App.goo.gl/bGoRLaDa3bE7bb1AA


GhandiUnsere Wanderung endete schließlich im freundlichen indischen Restaurant Bapu, nahe der Schleuse Kleinmachnow, wo wir den Tag mit einem leckeren Essen ausklingen ließen.

Das Bapu huldigt mit zahlreichen Plastiken im Garten dem legendären Mahatma Gandhi, dem erfolgreichen Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung.


Einige historische Fakten
  • Der Teltowkanal zwischen Spree und Havel wurde 1906 eröffnet und diente anfangs vor allem als Umfahrung der innerstädtischen Wasserwege Berlin.
  • Während der deutschen Teilung verlief die Grenze zwischen West- und Ost-Berlin entlang der Mitte des westlichen Teil des Kanals. Auch der Anfang des Kanals an der Dahme befand sich im Osten, ein großer Teil durchquerte das damalige Westberlin.
  • Zahlreiche Grenzanlagen, wie Wachtürme, Mauern und Sperranlagen, sicherten die Grenze am Kanal.
  • Nach dem Fall der Mauer wurden die Grenzanlagen entfernt und der Kanal wurde wieder für die Schifffahrt und die Erholung geöffnet.
  • Heute erinnern nur noch wenige Spuren an die Zeit der Teilung, hauptsächlich sind es die Informationsstelen und einige Denkmal am Mauerweg.

Wanderung Teltowkanal Etappe 1 - Collage
Wanderung Teltowkanal Etappe 1 – Collage. – Bericht Etappe Eins lesen

Zurück zum Anfang geht es im Blogpost“Etappe Eins: Der Teltowkanal von der “Quelle” bis zur Mündung”

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